Die Bautätigkeit in Baden-Württemberg befindet sich im freien Fall, mit dramatischen Rückgang der Baugenehmigungen, was zu einer Verschärfung des Wohnraummangels führt.
Die Bautätigkeit in Baden-Württemberg befindet sich im 2. Quartal 2023 im freien Fall, wie Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, erklärt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank die Anzahl der Baugenehmigungen im 1. Quartal 2023 um beachtliche 14,3 Prozent auf 8.967 Wohneinheiten. Dies ist eine dramatische Entwicklung nach einem Jahr 2022, das bereits von geringen Schwankungen bei den Baugenehmigungen geprägt war.
Herausforderungen für den Wohnungsneubau
Steigende Hypothekenzinsen, restriktive Kreditvergabekriterien, hohe Inflation und explodierende Materialpreise erschweren den Wohnungsneubau erheblich. Bauträger haben zudem Schwierigkeiten, den zukünftigen Kaufpreis am Markt einzuschätzen, was viele Projekte verzögert oder sogar stoppt. Dies wird zu einer erheblichen Verringerung der Fertigstellungen in den kommenden Jahren führen und insbesondere in Ballungszentren zu einer Verschärfung des Wohnraummangels führen.
Weiterer Rückgang der Baugenehmigungen im April 2023
Die Talfahrt bei den Baugenehmigungen setzt sich im April 2023 mit noch höherer Intensität fort. Landesweit wurden lediglich 2.109 Baugenehmigungen erteilt, während der monatliche Durchschnitt im Jahr 2021 noch bei 3.784 Genehmigungen lag. Im Jahr 2022 fiel der Wert auf 3.514 genehmigte Wohneinheiten, ein Rückgang von 7,1 Prozent gegenüber 2021.
Dramatischer Rückgang in den ersten 4 Monaten 2023
In den ersten 4 Monaten des Jahres 2023 liegt die durchschnittliche monatliche Zahl der Baugenehmigungen sogar deutlich unter der 3.000-Marke. Dies bedeutet einen Rückgang von über 20 Prozent (21,2 Prozent) im Vergleich zu 2022 und von über 25 Prozent (26,8 Prozent) im Vergleich zu 2021. Zudem ist zu erwarten, dass auch ein erheblicher Teil der bereits genehmigten Wohnungen aufgrund der veränderten Zinssituation nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung fertiggestellt wird.
Wohnungsengpässe und der Immobilienmarkt in Stuttgart
Aufgrund der unzureichenden Bautätigkeit können zukünftig vermehrt Wohnungsengpässe entstehen. Die steigenden Bevölkerungszahlen, ein Anstieg der Einpersonenhaushalte und das Drängen potenzieller Käufer ins Mietsegment erhöhen den Bedarf an Wohnraum, insbesondere in Ballungszentren, wo bereits jetzt akuter Wohnraummangel besteht.
Die Landeshauptstadt Stuttgart verzeichnete im Jahr 2022 einen drastischen Rückgang der Baugenehmigungen um 42,5 Prozent gegenüber 2021. Im Jahr 2022 wurden lediglich 909 Baugenehmigungen erteilt, während es im Jahr 2021 noch 1.348 waren. In den ersten 4 Monaten des Jahres 2023 sank der monatliche Durchschnitt auf 54 Genehmigungen, was einem Rückgang von 28,4 Prozent entspricht.
Die Auswirkungen auf den Stuttgarter Immobilienmarkt sind erheblich, und der Wohnraummangel wird verstärkt. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um Arbeitskräfte haben Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil, wenn sie bereit sind, in Werkswohnungen für neue Mitarbeiter zu investieren. |