Hohe Baukosten, fehlende Investitionen und langwierige Genehmigungen verschärfen die Wohnungsbaukrise in Deutschland. Experten fordern dringend eine Neuausrichtung der Baupolitik.
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Bild: Adobe.
Bauwirtschaft unter Druck: Aufträge bleiben aus, Kosten steigen
Der Wohnungsbau in Deutschland steckt in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Mehr als die Hälfte der Bauunternehmen klagt über einen drastischen Rückgang der Aufträge, wie das ifo-Institut berichtet. Gleichzeitig steigen die Baukosten weiter an, was sowohl Bauträger als auch Investoren abschreckt. Trotz Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank bleibt eine Erholung bislang aus. Handwerksbetriebe stehen vor großen Herausforderungen, da viele Bauprojekte entweder verschoben oder ganz gestrichen werden.
Andere Länder reagieren mit gezielten Maßnahmen
Während Deutschland mit stagnierenden Bauzahlen kämpft, zeigen einige europäische Länder, dass es auch anders geht. In Schweden, Dänemark und Polen erholt sich der Wohnungsbau spürbar. Schweden rechnet für 2025 mit einem Anstieg der Fertigstellungen um zwölf Prozent, während Dänemark sogar ein Wachstum von achtundzwanzig Prozent erwartet. Finnland und Norwegen verzeichnen ähnliche Entwicklungen. Experten führen diesen Aufwärtstrend auf staatliche Anreize, effizientere Genehmigungsverfahren und gezielte Förderprogramme zurück. Deutschland hingegen droht, den Anschluss zu verlieren. Prognosen des ifo-Instituts deuten darauf hin, dass bis 2026 möglicherweise nur noch einhundertfünfundsiebzigtausend neue Wohnungen entstehen werden – ein Rückgang um fünfzehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Wohnungsnot als wachsendes soziales Problem
Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt bleibt in der politischen Debatte bislang eine Randerscheinung. Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, warnt, dass die Wohnungsnot zunehmend zu einem sozialen Sprengstoff werde. Auch Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB), sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert eine klare Neuausrichtung der Baupolitik. Die Baubranche brauche verlässliche Rahmenbedingungen, um wieder mehr Neubauten realisieren zu können.
Welche Schritte jetzt notwendig sind
Eine grundlegende Reform der Baupolitik ist erforderlich, um den Abwärtstrend zu stoppen. Dazu gehören schnellere Genehmigungsverfahren, gezielte Förderprogramme und eine spürbare Entlastung der Bauwirtschaft. Der Wohnungsbau ist eine Schlüsselbranche, die weitreichende wirtschaftliche und soziale Impulse liefert. Ohne entschlossene Maßnahmen droht die Wohnungsnot weiter zu eskalieren, mit gravierenden Folgen für den Immobilienmarkt und die Gesellschaft. Jetzt sind politische Entscheidungen gefragt, um den Wohnungsbau wieder auf Kurs zu bringen und langfristig bezahlbaren Wohnraum zu sichern.
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