Ein Zukunftsmodell: In Marienthal in Rheinland-Pfalz wurde das erste dauerhafte Nahwärmenetz im Ahrtal in Betrieb genommen
Nach nur einem halben Jahr Bauzeit war es soweit: 33 Haushalte sind an das rund einen Kilometer lange Nahwärmenetz angeschlossen. Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Umweltministerin Katrin Eder war die Inbetriebnahme des Wärmeprojekts ein besonderer Moment „Das ist nicht nur für die klimaneutrale, nachhaltige und sichere Wärmeversorgung ein Meilenstein, sondern auch für die Dorfgemeinschaft Marienthals, die nach der Flutkatastrophe noch enger zusammengerückt ist und sich für ihr Nahwärmenetz eingesetzt hat. Die sehr hohe Anschlussquote von 85 Prozent ist Ausdruck dieses Gemeinschaftssinns“, so die Ministerpräsidentin. Das Nahwärmenetz soll auch als Zukunftsmodell auch für andere Orte im Ahrtal und für Rheinland-Pfalz fungieren. Beide Ministerinnen kündigten weitere Unterstützung an.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal habe gezeigt, wieviel unermessliches Leid und welche Zerstörungskraft ein ungebremster Klimawandel erzeugen kann. „Wir haben uns als Land ehrgeizige klimapolitische Ziele gesteckt und wollen zwischen 2035 und 2040 Klimaneutralität erreichen. Dafür brauchen wir vor allem einen sehr viel schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor und auch im Wärmesektor so wie hier in Marienthal. Deshalb wollen wir mit dem Kommunalen Klimaschutzpakt und einem kommunalen Investitionsprogramm im Umfang von 250 Millionen Euro die Kommunen und regionalen Akteure stärken“, so die Ministerpräsidentin.
„Dort, wo früher in den Häusern vor allem mit Öl geheizt wurde, ist nun der erste Ort im Ahrtal mit einer klimaneutralen Wärmeversorgung entstanden. Das Beispiel Marienthal zeigt, wie zukunftsweisende, gemeinschaftliche Planungsentscheidungen für eine Wärmeversorgung zum Erfolg der Energiewende beitragen. Das neue Wärmenetz integriert erneuerbare Wärmequellen (Holzpellets und Solarthermie) effizient und flexibel. So kann ganzjährig eine sichere Versorgung gewährleistet werden. Der bisherige CO2-Ausstoß der Heizungen wird von jährlich 238 Tonnen auf Null heruntergefahren. Dieses Projekt hat Modellcharakter für ganz Rheinland-Pfalz“, fügte Energie- und Klimaschutzministerin Katrin Eder hinzu.
Investitionsvolumen von 2,1 Millionen Euro
Die Gesamtinvestition in das Nahwärmenetz beträgt 2,1 Millionen Euro; die förderfähigen Gesamtausgaben werden zu 50 Prozent durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bezuschusst. Der Projektleiter der Wärmeinitiative der Landesenergieagentur, Paul Ngahan, schätzt den Willen der Menschen im Ahrtal zu nachhaltigen und umweltverträglichen Lösungen weiterhin hoch ein. Das Engagement in vielen der flutgeschädigten Ortschaften sei „eindrucksvoll und sehr ermutigend“. Um dem Beratungsbedarf dauerhaft, fachkundig und ortsnah begegnen zu können, stellt die Energieagentur Rheinland-Pfalz Personal für das Zukunftsbüro im Ahrtal zur Verfügung, das im Erdgeschoss des Kreisverwaltungsgebäudes in Ahrweiler angesiedelt ist. Auch dieses spezifische Angebot wird von der Landesregierung finanziell gefördert.
„Aktive Teilhabe schafft Akzeptanz und Transparenz“, sagte Johannes Pinn, ehrenamtlicher Vorstand der EEGON-EifelEnergiegenossenschaft. „Wir freuen uns, wenn möglichst viele Wärmekunden auch Mitglied in der Genossenschaft sind. Dann können sie mitreden und selbst die Geschicke ihrer Wärmelieferanten mitgestalten.“
Bei der Wärmequelle ist es dem EEGON-Team wichtig, einen möglichst hohen Anteil der Wärme über das 164 m2 große Solarthermie-Feld zu erzeugen. Neben der Kraft der Sonne sorgen zwei hocheffiziente Pellet-Kessel für die Wärmeerzeugung. Der Rohstoff Holz ist aufgrund der nachhaltigen Holznutzung in unseren Wäldern zwar mengenmäßig begrenzt, kann aber in ländlichen Regionen mit einem hohen Waldanteil einen wertvollen Beitrag zu klimaneutraler Wärme leisten. |