Konjukturlage in Baden-Würtemberg
Geprägt von der Sorge um Materialengpässe und Preissteigerungen startet das baden-württembergische Handwerk ins zweite Quartal des Jahres. Die Situation in den Gewerken ist jedoch ganz unterschiedlich: Während stark von der Corona-Pandemie betroffene Gewerke eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage erwarten, sieht sich das eigentlich gut beschäftigte Baugewerbe von den Auswirkungen des Kriegs bedroht. Für den Konjunkturbericht des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) zum ersten Quartal 2022 wurden landesweit 1.500 Betriebe befragt.
„Es ist erfreulich, dass die Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg das abgelaufene erste Quartal 2022 etwas besser bewerten als den entsprechenden Zeitraum im Vorjahr, der in weiten Teilen vom Lockdown geprägt war. Gleichzeitig verwundert es nicht, dass sich der Blick auf die kommenden Monate kriegsbedingt eingetrübt hat. Rund 92 Prozent der Betriebe berichten von deutlichen Preissteigerungen. Die Sorge wächst, dass sich dieser Trend fortsetzt“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Gut die Hälfte der Betriebe bewertet ihre Geschäftslage noch als gut (52%), 29 Prozent als mittel und 18 Prozent als schlecht. Das ist zwar eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr, aber die Zufriedenheitswerte sind noch weit von den Werten vor der Pandemie entfernt. Vor allem die stark von Corona betroffenen Gewerke erwarten mit dem Frühjahr und den gelockerten Beschränkungen eine bessere wirtschaftliche Lage: So prognostiziert gut jeder zweite Dienstleister (54%) eine Verbesserung, auch im Kfz-Gewerbe (49%), bei den Nahrungsmittelbetrieben (47%) und im Gesundheitshandwerk (42%) ist fast die Hälfte optimistisch. Im Bauhauptgewerbe, im Ausbaugewerbe und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (v.a. Metallhandwerk) war es lediglich ein Viertel. Noch vor einem Jahr erwarteten in den Bauhandwerken knapp zwei von fünf Betrieben (38 %) ein erfolgreiches Frühjahr. Dieser Rückgang verdeutlicht, wie sehr die Betriebe mit der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation und den Materialpreissteigerungen zu kämpfen haben.
„Positiv stimmt uns, dass die derzeitige Lage noch keine Auswirkungen auf die Fachkräftesuche hat. Alle Handwerksbereiche wollen im zweiten Quartal Beschäftigung aufbauen. Wir sind uns sicher, dass die Gesellschaft mehr denn je auf das Handwerk angewiesen sein wird. Aber: Die Materialkrise stemmen wir nur gemeinsam. Lieferanten, Auftraggeber und Betriebe müssen ihren Teil beitragen. Dass bei Bundes- und Landesausschreibungen nun Preisgleitklauseln und Ausnahmeregelungen genutzt werden sollen, ist ein erster Schritt. Aber wir erwarten, dass auch die Kommunen diese nutzen“, so Reichhold weiter. |