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Sylter Strandkörbe für die Welt

12.11.2012

Familienunternehmen fertigt die beliebten Sitzgelegenheiten für prominente und ganz normale Kunden

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Foto: Volker Frenzel / dapd

An den Sylter Stränden ist die Zeit der Strandkörbe für dieses Jahr vorbei. Abseits der Haupttouristenmeile der Insel, im Rantumer Hafengebiet, haben sie aber ganzjährig Saison: Im Familienbetrieb von Willy Trautmann wird stets gehämmert, geflochten und gepolstert. Seit mehr als 60 Jahren werden hier in Handarbeit die beliebten Sitzgelegenheiten gefertigt. „Wir stellen im Jahr zwischen 800 und 1.000 Stück her“, sagt der 60-jährige Trautmann, der mit seinem Unternehmen als einziger Kompletthersteller von Strandkörben an der deutschen Nordseeküste gilt. Er verkauft seine Produkte größtenteils nach Deutschland, aber auch in die ganze Welt, etwa nach Südafrika, Australien oder in die USA. „Beliebt sind sie außerdem in Skigebieten wie in Österreich und der Schweiz, wo die Leute dann im Schnee darin sitzen“, sagt Trautmann. Auch am Hotel „Ritz“ in Moskau und auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Europa“ gebe es Rantumer Strandkörbe. „Ein Korb besteht aus mehr als 300 unterschiedlichen Einzelteilen“, sagt Benjamin Trautmann, der Sohn des Inhabers. Der 24-Jährige kümmert sich bereits seit einigen Jahren um das Büro des Familienbetriebs, während seine 32 Jahre alte Schwester Svenja - Tischlerin wie ihr Vater - sich als Juniorchefin im Verkauf engagiert.

Polyrattan statt Rohrbast
In der Fertigungshalle setzt ein Mitarbeiter die zugeschnittenen Holzteile zum Gestell zusammen, während im Nebenraum bereits der Korb geflochten wird. „Etwa acht Stunden dauert allein das Flechten“, sagt Benjamin Trautmann. „Das ist ziemliche Fummelarbeit“. Früher bestand das Geflecht aus unlackiertem Rohrbast, heute wird stattdessen wetterbeständiges Polyrattan verarbeitet, also Polyester-Kunststoff in Rattanoptik. Das Holzgestell wird anschließend in eine Lasur getaucht, die den Korb für eine lange Zeit vor Wind und Wetter schützen soll. Parallel dazu werden die Stoffe für die Sitzbank im Korb geschnitten und genäht. „Jeder Kunde kann sich seinen Stoff selbst aussuchen“, sagt Benjamin Trautmann. „Am beliebtesten sind aber die typisch breit gestreiften Stoffe, wie man sie von Strandkörben auf Sylt kennt“. Als letzter Arbeitsschritt folgt das Polstern. „Das macht mein Vater selbst, so dass jeder Strandkorb durch seine Hände geht“. Einen kompletten Tag nimmt die Fertigung eines Strandkorbs im Schnitt in Anspruch. „Der Kunde sollte bei der Bestellung aber einige Wochen Wartezeit einplanen. Viele bestellen daher schon jetzt für den kommenden Sommer“, sagt Benjamin Trautmann.

Auf Wunsch gibt‘s auch Hundestrandkörbe
Zur Wahl stehen drei Grundmodelle in unterschiedlichen Größen als Ein-, Zwei- oder Dreisitzer. Darunter findet sich auch der typische Westküstenstrandkorb, wie er etwa am Rantumer Strand auf Sylt steht. Die Preise beginnen bei etwa 1.300 Euro. Beim Geflecht können die Kunden unter fünf Farben wählen, beim Bezugsstoff sind kaum Grenzen gesetzt, es geht nach Geschmack. Dazu gibt es Sonderausstattungen wie Nackenkissen, Vorknüpftücher und Abdeckplanen. „Auf Wunsch stellen wir auch Hundestrandkörbe mit Futternapf her“, sagt Benjamin Trautmann. Zwei weitere blau-weiß-gestreifte Sondermodelle sind soeben fertig geworden, die für ein Restaurant nach Australien verschifft werden. In den sogenannten Strandkorb-Lounges bietet der wesentlich größere Innenraum Platz für bis zu sechs Personen auf zwei einander gegenüberliegenden Sitzbänken mit einem Tisch in der Mitte. Kostenpunkt: knapp 6.000 Euro. „Die Lounges werden derzeit stark nachgefragt“, sagt Benjamin Trautmann. Viele prominente Käufer bevorzugen aber die klassische Strandkorbvariante. Herbert Grönemeyer, Claudia Schiffer und Johannes B. Kerner haben bereits Rantumer Strandkörbe in ihren Gärten stehen. „Prominente haben meist weniger außergewöhnliche Wünsche als andere Privatkunden“, sagt Trautmann. So habe Karl Lagerfeld zwar eine etwas größere Variante haben wollen, nämlich einen Dreisitzer. Bei der Polsterung hatte der Modeschöpfer dagegen keine ausgefallenen Wünsche. „Er wählte einen klassisch grün-weiß gestreiften Stoff, sagt Willy Trautmann. „Also ganz normal.“

 

  Quelle: dapd


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