Immer mehr Wohnungsunternehmen wollen Photovoltaik auf Mietshäusern einsetzen. Ein neuer Leitfaden erleichtert den Einstieg – klare politische Rahmenbedingungen sind nötig.

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Zunehmende Bereitschaft für Photovoltaik auf Wohngebäuden
Die Nutzung von Solarstrom gewinnt in der Wohnungswirtschaft zunehmend an Bedeutung. Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) gemeinsam mit dem GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, plant fast die Hälfte der befragten Wohnungsunternehmen die Installation von Solaranlagen auf Mietshäusern. Weitere 38 Prozent zeigen sich offen für das Konzept, ihren Mietern zukünftig selbst erzeugten Solarstrom anzubieten.
Auch die Bewohner zeigen sich interessiert: Einer repräsentativen Yougov-Umfrage zufolge würden knapp 60 Prozent der Mieter den Bezug von Strom aus Photovoltaik-Anlagen auf dem eigenen Wohngebäude begrüßen.
Noch große Lücke zwischen Potenzial und Realität
Obwohl Solaranlagen auf Einfamilienhäusern, Gewerbedächern und Freiflächen längst gängig sind, hinkt der Einsatz auf Mehrfamilienhäusern deutlich hinterher. Derzeit sind lediglich rund 15 Prozent der Wohngebäude im Bestand von Unternehmen, die bereits Solaranlagen einsetzen, tatsächlich damit ausgestattet. Dabei liegt das technische Potenzial bei rund 75 Gigawatt – bislang ist davon nur ein kleiner Teil ausgeschöpft.
Mieterhaushalte hatten bisher meist nur über sogenannte Balkonkraftwerke oder komplexe Mieterstrommodelle einen Zugang zu selbst erzeugter Sonnenenergie – beides keine flächendeckenden Lösungen.
Neues Modell vereinfacht die Versorgung
Ein aktuelles Instrument aus dem Solarpaket der Bundesregierung – die sogenannte Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung – soll nun den Zugang zu günstigem Solarstrom in Mietshäusern deutlich erleichtern. Dieses Betreiberkonzept verspricht sowohl für Vermieter als auch Mieter eine vereinfachte Umsetzung und mehr Wirtschaftlichkeit.
Um den Einstieg zu erleichtern, haben BSW-Solar und GdW einen praxisnahen Leitfaden veröffentlicht. Dieser richtet sich an Wohnungsunternehmen, Eigentümergemeinschaften und Projektentwickler und kann kostenfrei heruntergeladen werden.
Rechtssicherheit bleibt zentrale Voraussetzung
Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW, betont die enge Zusammenarbeit zwischen Wohnungs- und Solarbranche. Beide sehen im PV-Ausbau auf Mietshäusern eine zentrale Chance, Energiewende und Wohnkostenentlastung zu verbinden. Dafür fordert Esser jedoch eine verlässliche rechtliche Grundlage: Nach einem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Definition von Kundenanlagen müsse der Gesetzgeber nun eine praxistaugliche, investitionssichere Lösung finden – auch für kleine Quartiersnetze.
Nur mit klaren Regeln könne der flächendeckende Ausbau der Solarenergie im Mietwohnungsbereich gelingen.
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