Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Deutschland seine Klimaziele im Gebäudebereich erreichen kann – vorausgesetzt, Sanierung und soziale Gerechtigkeit gehen Hand in Hand.
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Klimaziele nur mit schnellerer Sanierung erreichbar
Um bis 2050 einen CO₂-neutralen Gebäudebestand zu erreichen, müsse Deutschland seine energetischen Sanierungen deutlich beschleunigen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie unter Leitung des Instituts für Sozioökonomie (ifso) an der Universität Duisburg-Essen, gemeinsam mit der Universität Linz. Das Forschungsteam empfehlt, die jährliche Sanierungsrate von derzeit rund 1,5 auf mindestens 3 Prozent zu verdoppeln.
Bestandssanierung statt Neubau im Fokus
Ein weiterer zentraler Punkt der Studie ist, dass der ressourcenintensive Neubau von Gebäuden zu Gunsten der Sanierung von bestehenden Gebäuden in den Hintergrund treten sollte. Neue Bauprojekte sollten nur dort erfolgen, wo sie zwingend notwendig sind – und möglichst umweltverträglich umgesetzt werden. Vorrangig sei es jedoch, ältere Gebäude energetisch zu modernisieren, um die Emissionen im Gebäudesektor effektiv zu senken.
Fördergelder gerecht und zielgerichtet verteilen
Um die energetische Sanierung sozial ausgewogen zu gestalten, schlagen die Wissenschaftler vor, Fördermittel stärker am Einkommen und Vermögen der Eigentümer auszurichten. Mieter müssten besser vor der Weitergabe von Sanierungskosten geschützt werden. Die Studie plädiert zudem für transparente Kostenmodelle und staatlich garantierte Kredite, um Investitionen verlässlich planbar zu machen.
Fachkräftemangel und Digitalisierung adressieren
Die Umsetzung der Sanierungswelle erfordere laut Studie nicht nur finanzielle Anreize, sondern auch personelle und technische Kapazitäten. Eine Ausbildungsoffensive im Handwerk sowie digitale Werkzeuge zur Kostenkalkulation seien entscheidend, um das Sanierungstempo zu erhöhen. Die genutzten Berechnungsgrundlagen stehen offen auf GitHub zur Verfügung und stießen bereits international auf Interesse – etwa in Großbritannien.
Gebäudesektor als Schlüssel zur Klimawende
Der Gebäudesektor zählt zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen – und birgt zugleich großes Einsparpotenzial. Die Studie warnt vor zu langsamen Fortschritten, macht aber gleichzeitig deutlich, dass eine CO₂-neutrale Gebäudewirtschaft mit entschlossener Politik und sozialem Augenmaß erreichbar ist.
Zivilgesellschaft gibt Denkanstoß
Herausgegeben wurde die Studie vom „Dezernat Zukunft“, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Berlin. Veröffentlicht wurde sie in der Fachzeitschrift npj Climate Action – und liefert wichtige Impulse für die politische und gesellschaftliche Debatte um Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit im Wohnungsbau. |