„Baukultur für ein gutes Leben im ländlichen Raum“ – Gespräch zum „Bauen im ländlichen Raum“ in Mecklenburg-Vorpommern ist online
Die Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern führte am 23. März das zweite Gespräch ihrer Online-Gesprächsreihe „Zukunft gestalten - Politische Positionen der Architektenkammer M-V“ per Live-Stream zum Thema „Bauen im ländlichen Raum“ in Mecklenburg-Vorpommern durch. Das vollständige Gespräch kann auf dem Youtube-Kanal der Architektenkammer eingesehen werden unter: https://www.youtube.com/watch?v=kSWHsRrvvsc
„Für den ländlichen Raum benötigen wir tragfähige Konzepte für gute und vernetzte Infrastruktur in der Fläche, und dies in jeder Hinsicht – ob von der Bildung bis zum Nahverkehr oder vom Glasfasernetz bis zum Einzelhandel“, forderte Christoph Meyn, Präsident der Architektenkammer M-V, in seiner Begrüßung. Es solle diskutiert werden, inwieweit ländliche Räume durch bewusste Pflege und Entwicklung des reichen Kulturerbes sowie durch bewusste Gestaltung und achtsame Weiterentwicklung zu attraktiven Identifikationsräumen für neue Bewohner und Gäste entwickelt werden können, erklärte der Kammerpräsident Christoph Meyn. Er führte weiter aus: „Denn am Ende entscheiden auch der Bauch oder, wie es heute so schön heißt, „die weichen Standortfaktoren“ und dafür sind wir, die Architektinnen und Architekten des Landes, die Spezialisten.“
Mandy Krüger, Bürgermeisterin der Gemeinde Damshagen mit 12 Ortsteilen im Landkreis Nordwestmecklenburg, empfiehlt die Aufstellung gesamtheitlicher Bebauungspläne im Vorfeld: „Die Infrastruktur ist ein wichtiger Garant für eine funktionierende Daseinsvorsorge auf dem Land. Bereits zu Beginn eines Planungsprozesses sollten daher die Ziele und Wünsche der gesamten Gemeinde in Bebauungspläne einfließen. So kann auch auf lange Sicht die Belebung und Entwicklung einer Gemeinde mit dem Engagement der Bewohner gelingen.“
„Hinsichtlich einer guten Baukultur und der Baudenkmalpflege wäre die engagierte Fortführung des Landespreises Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiger Baustein, um für gelungene Beispiele qualitätsvoller Architektur im ländlichen Raum zu werben“, betont Deike Möller, Leiterin des Dezernats Bauwesen im Landeskirchenamt der Nordkirche. Weiter führt sie aus, dass sich von den rund 1.100 evangelischen Kirchen im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern über 80% im ländlichen Raum befinden. „Die Kirchengebäude sind Orte des kirchengemeindlichen Lebens und des Gottesdienstes, aber ebenso Kulturzeugnis, touristischer Anziehungspunkt und kommunikative Kontaktfläche für die Menschen. Daher ist es seit 30 Jahren großes gemeinsames Anliegen vieler Akteure im Bundesland, die ‚Kirche im Dorf zu lassen‘ “, erläuterte Oberkirchenrätin Deike Möller die Bedeutung von Kirchen im ländlichen Raum von M-V.
Auf die Frage, ob einige Landstriche künftig aufgegeben werden sollten gab Professor Dr. Peter Adolphi, Geschäftsführer der Stiftung Akademie Nachhaltige Entwicklung MV, zu bedenken, dass es dann keine Korrektive mehr für Naturschutz, Landwirtschaft und Energieversorgung gäbe. „Für Nachhaltigkeit im ländlichen Raum benötigen wir den Menschen. Eine Internationale Bauausstellung „Grenzüberschreitende Verknüpfung ländlicher Räume“ könnte mit guten Beispielen für maßstäbliche Planungen und qualitätsvolle Architektur im Land sensibilisieren.“ Dr. Wolfgang Weiß, Mitglied des Landtages M-V und Sprecher für Landwirtschaft und ländliche Räume, Landesentwicklung und Infrastruktur der Fraktion DIE LINKE, wünscht sich eine Neuauflage des Landes-Städtebauförderungsprogrammes: „Gerade kleine Städte und Dörfer im ländlichen Raum werden ihr Potenzial ohne eine Förderung künftig nicht weiterentwickeln können.“ Er begrüßt die neue Gebietskategorie „Dörfliche Wohngebiete“ und hofft, dass damit dem Donut-Effekt – leere Ortsmitte und neue Eigenheimgebiete rundherum – entgegenwirkt werden kann. Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer darüber, dass gute Baukultur im ländlichen Raum nur mit dem Engagement vieler Akteure umgesetzt werden kann.
Damit dies gelingt fordert die Architektenkammer M-V von der Politik konkret: 1. tragfähigere Konzepte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Mobilität, 2. differenzierte Strategien für räumliche Unterschiede, 3. die Unterstützung ländlicher Aktivitäten und Initiativen, z. B. durch Finanzierung baukultureller Beratung, 4. eine Internationale Bauausstellung „Grenzüberschreitende Verknüpfung ländlicher Räume“. |