Seit der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im Januar stocken energetische Sanierungsprojekte vieler Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs). Der Bundesfachverband der Immobilienverwalter e.V. (BVI) berichtet von langwierigen Entscheidungsprozessen und mangelnder Finanzierung, die die Umsetzung verzögern.
Bild: Adobe.
Entscheidungsprozesse bremsen Sanierungen aus
Neun Monate nach Inkrafttreten der GEG-Novelle zeigt sich, dass viele energetische Sanierungen bei Wohnungseigentümergemeinschaften auf der Strecke bleiben. BVI-Präsident Thomas Meier kritisiert, dass oft mehrere Eigentümerversammlungen notwendig sind, um Entscheidungen zu treffen. „In einigen Fällen sind bis zu vier Versammlungen erforderlich, bevor ein Sanierungsprojekt gestartet werden kann“, so Meier. Diese zögerlichen Entscheidungsprozesse führen zu erheblichen Verzögerungen und wirken sich negativ auf die Erreichung der Klimaziele im Gebäudebereich aus.
Finanzierungsprobleme als größtes Hindernis
Ein weiteres Hindernis stellt die unzureichende Finanzierung dar. Laut dem BVI verfügen mindestens zwei Drittel der Eigentümergemeinschaften über zu geringe Instandhaltungsrücklagen, um die teuren energetischen Maßnahmen zu finanzieren. Die Kosten für Sanierungen, die häufig im fünfstelligen Bereich liegen, sind für viele Eigentümer eine hohe Belastung. Zwar gibt es staatliche Förderprogramme, doch diese reichen oft nicht aus, um die Investitionen für alle Eigentümer attraktiv zu gestalten. Der BVI fordert deshalb eine Anpassung und Erhöhung der Fördermittel, um die Sanierungsvorhaben zu beschleunigen.
Unsicherheit bei Förderprogrammen
Neben den finanziellen Engpässen herrscht Unklarheit über die Verfügbarkeit staatlicher Unterstützung. Die Unsicherheiten über die zukünftige Ausgestaltung der Förderprogramme und wiederholte Kürzungen sorgen für weitere Zurückhaltung. Meier bemängelt, dass die Mittel für die Energieberatung und die energetische Optimierung aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) für das Jahr 2025 um 2,4 Milliarden Euro gesenkt werden sollen. Diese geplanten Kürzungen erschweren es Eigentümern, langfristig zu planen und notwendige Sanierungen in Angriff zu nehmen.
Fachkräftemangel verschärft die Situation
Die Herausforderungen bei der Umsetzung von Sanierungen werden durch den anhaltenden Fachkräftemangel zusätzlich verschärft. Rund 50 Prozent der Sanierungsprojekte können nicht rechtzeitig realisiert werden, weil es an qualifiziertem Personal fehlt. Auch bei den Immobilienverwaltern selbst ist der Personalmangel spürbar, was die Koordination und Planung der Maßnahmen weiter verlangsamt. Der aktuelle HR Monitor des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) zeigt, dass mehr als die Hälfte der Immobilienunternehmen im Fachkräftemangel ein ernstes Investitionshemmnis sehen.
Digitalisierung als Chance gegen den Fachkräftemangel
Um den bestehenden Personalmangel zumindest teilweise abzufedern, setzt der BVI verstärkt auf digitale Prozessoptimierungen. Auf den kommenden Verbandstagungen in Nürnberg und Hamburg stehen daher verstärkt digitale Lösungen zur Steigerung der Effizienz im Mittelpunkt. „Der Fachkräftemangel zwingt uns, innovative Ansätze zu verfolgen. Digitale Technologien bieten die Möglichkeit, Abläufe effizienter zu gestalten und den Arbeitsaufwand zu reduzieren“, so Meier. Der Verband fordert zudem eine Anpassung des GEG mit gezielten Förderprogrammen und praxistauglichen Heizungslösungen, speziell für Wohnungseigentümergemeinschaften.
Sanierungsstau gefährdet Klimaziele
Auch neun Monate nach der GEG-Novelle bleibt die energetische Sanierung im Bereich des Wohnungseigentums eine große Herausforderung. Finanzierungsprobleme, komplexe Entscheidungsprozesse und der Mangel an qualifiziertem Personal sorgen für einen erheblichen Sanierungsstau. Ohne gezielte politische Maßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen droht der Rückstand weiter anzuwachsen und die Klimaziele im Gebäudesektor unerreichbar zu machen. |