Schleswig-Holstein weiterhin Glasfaser-Spitzenreiter
KIEL/NEUMÜNSTER. Was den Glasfaser-Ausbau anbelangt, behält Schleswig-Holstein seinen bundesweiten Platz Nummer Eins bei. „Mit aktuell fast zwei Drittel anschlussfähiger Hausadressen erreichen wir das in unserer Breitbandstrategie festgelegte Ziel für dieses Jahr. Das verdanken wir unseren Förderprojekten und auch der zunehmend eigenwirtschaftlichen Realisierung von Glasfaserausbauprojekten“, sagte Wirtschafts- und Technologieminister Claus Ruhe Madsen am 1. Dezember vor 150 Gästen des 14. Glasfaserforums in Neumünster. „Ein toller Erfolg, den wir trotz der plötzlich ausbleibenden Bundesförderung im 4. Quartal dieses Jahres erreicht haben“, so der Minister.
Während bundesdurchschnittlich gerade mal bei rund 26 Prozent aller Hausadressen mit Glasfaser bis in die Gebäude und Wohnungen (Fiber to the Building/FTTB bzw. Fiber to the Home/FTTH) versorgt werden können, liegt Schleswig-Holstein – laut Daten des Breitband-Kompetenzzentrums Schleswig-Holstein (BKZSH) bei ganzen 62 –Prozent.
BKZSH-Geschäftsführer Johannes Lüneberg zeigte sich durchweg positiv über die aktuellen Daten: „Von den heute mit Glasfaser erreichbaren Haushalten haben gut 72 Prozent bereits einen Anschluss gebucht. Die Nachfrage ist also hoch, und wir freuen uns über 45 Prozent angeschlossener Haushalte in Schleswig-Holstein.“
Mit dem weitgehend flächendeckenden Ausbau mit Glasfaser bis 2025, erläutert Madsen, sei Schleswig-Holstein das erste Bundesland, das „auf die einzig zukunftssichere Infrastruktur“ setze. „Wir haben mit der Weiße-Flecken-Förderung die breite Basis geschaffen“, so weiter der Minister, „um den Glasfaserausbau im Land weit voranzubringen. Die anstehenden Graue-Flecken-Fördergebiete schaffen einen weiteren Lückenschluss, der eng verzahnt mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau von grauen und schwarzen Flecken erfolgen wird.“
Weiße Flecken sind die besonders unterversorgten, weil kein Anbieter eine Internetversorgung mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s anbieten kann. Die sogenannten Grauen Flecken sind Gebiete, in denen nur ein Internetzugang mit mindestens 100 Mbit/s im Download verfügbar ist, aber kein Gigabit-Anschluss. Für beide ist eine Förderung des Gigabitausbaus mit öffentlichen Mitteln möglich. In schwarzen Flecken gibt es sogar mehr als einen Breitbandanbieter – ein Ausbau mit Glasfaser kann in solchen Regionen nicht öffentlich gefördert werden.
Die Landesmittel stünden laut Wirtschafts- und Technologieminister Madsen ausreichend zur Verfügung. Jedoch bedürfe es einer Perspektive für die Förderpraxis durch den Bund. Der plötzliche Antragsstopp im Oktober 2022 ließ die Verantwortlichen in Kommunen und Zweckverbänden aufhorchen. Madsen: „Wir setzen uns auf Bundesebene dafür ein, dass die Bundesförderung ab 2023 wieder in einem geregelten Verfahren und verlässlich auch nach Schleswig-Holstein fließt.“ Überlegungen des Bundes, Fördermittel zu priorisieren und überwiegend in „weiße Flecken“ zu steuern, widersetzt er sich klar. „Es kann nicht sein, dass wir – die als erstes gestartet sind und absoluter Vorreiter im Glasfaserausbau sind – nun für unseren Mut und die guten Entscheidungen der Vergangenheit bestraft werden.“
Privatwirtschaflticher Ausbau auch ohne Förderung rentabel
Das Land setzt inzwischen aber auch auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau durch Telekommunikationsunternehmen. Dieser ist nämlich auch ohne Förderung rentabel. Madsen zufolge habe sich gerade in Städten wie Kiel eine Konkurrenz um Kunden entwickelt, die zu nicht unerheblichen Investitionen in die Glasfaserinfrastruktur führe. „Mit der Förderung sind wir weitestgehend durch – die Vorbereitungen für die letzten Anträge der Graue-Flecken-Förderung sind gestartet.“ Nun gelte es, das Potenzial des eigenwirtschaftlichen Ausbaus zu fördern – bestenfalls im Verbund mit Insellagen, die im Rahmen der Förderung nicht mit erschlossen wurden.
Im Hinblick auf die zurzeit – meist städtischen – noch nicht mit Glasfaser erschlossenen Haushalte sagte Madsen: „Wir sehen zunehmend Aktivitäten der privatwirtschaftlich agierenden Telekommunikationsunternehmen, die eigenwirtschaftlich und wettbewerblich in den Städten aktiv werden. Dieses Engagement der Privatwirtschaft begrüßen wir ausdrücklich! Wir begleiten den Ausbau eng und setzen darauf, dass die knappen Ausbauressourcen klug gesteuert werden und Überbau von Bestandsinfrastrukturen vermieden wird. Denn Überbau bindet knappe Planungs- und Baukapazitäten in Gemeinden, die schon mit Glasfaser erschlossen sind, während andernorts die Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen noch auf einen Glasfaseranschluss warten. Das ist für die Landespolitik ein schwer erträglicher Missstand.“ |