Pilotprojekt Passivhausbau der Fachober- und Berufsoberschule Erding – DBU gab 886.000 Euro
Ein „wahrer Hingucker“, wie Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf betonte: der nach ökologischen Kriterien mit DBU-Unterstützung verwirklichte Neubau der Fachober- und Berufsoberschule Erding.
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf zeigte sich beeindruckt. Optisch und technisch sei der nach ökologischen Kriterien verwirklichte Neubau der Fachober- und Berufsoberschule Erding (FOS/BOS) ein wahrer Hingucker geworden: „Die Passivbauweise ist der Goldstandard im Klimaschutz. Auf dieses herausragende Pilotprojekt sind wir sehr stolz. Durch seinen geringen Energieverbrauch ist es ein Meilenstein und setzt Maßstäbe im Bereich der Umwelt- und Ressourcenschonung. Es zeigt Wege auf, wie öffentliche Gebäude in Zukunft aussehen können. Schüler und Lehrer erhalten durch das gute Raumklima und die frische Luft ein optimales Lern- und Lehrumfeld“, sagte Scharf heute bei der offiziellen Vorstellung der FOS/BOS.
„Mit einer innovativen Lüftung, dem Ausnutzen von Tageslicht und natürlichen Wärmequellen sowie einer hochdichten Gebäudehülle wurde der ehrgeizige Passivhausstandard sogar um 40 % unterschritten“, betonte auch Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Der 2009 begonnene Neubau konnte mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der DBU von knapp 886.000 Euro sowie Geld der Landkreise Erding und Ebersberg mit insgesamt rund 17,5 Millionen Euro umgesetzt werden.
Die Übergabe des Abschlussberichtes (v.l.): Dr. Heinrich Bottermann (DBU), Umweltministerin Ulrike Scharf, die Landratsstellvertreterinnen Magdalena Föstl (Ebersberg) und Gertrud Eichinger (Erding), Hanns-Peter Kirchmann (kplan AG) und Dr. Andreas Hauer (ZAE Bayern).
Foto: © René Spanier
„Das Projekt überzeugt durch innovative technische Ansätze. Es zeigt auf, wie sich weitreichende Energiesparpotenziale ausschöpfen lassen. Das Passivhaus-Konzept der FOS/BOS hat bereits viele Fachbesucher angezogen und ist in weiten Fachkreisen bekannt“, sagte Bauherr Martin Bayerstorfer, Landrat des Landkreises Erding. Nachdem 2011 das Schulgebäude von den 750 Schülern bezogen werden konnte, sei ein dreijähriges Monitoring durchgeführt worden, sodass die Gebäudetechnik noch verbessert und letzte Mängel hätten beseitigt werden können.
Die wesentlichen bauphysikalischen und haustechnischen Anforderungen für den extrem niedrigen Energiebedarf seien durch verschiedene bauliche Maßnahmen erreicht worden, wie Hans Gruber vom Architekturbüro kplan AG für Projektentwicklung und Gesamtplanung (Abensberg) erläuterte. Indem hochwärmegedämmte Bauteile verwendet worden seien, sei ein Heizwärmebedarf von weit unter 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) erzielt worden. Der Gesamtprimärenergiebedarf für Heizung und Strom „liegt mit 48 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr sogar 80 % unter dem Referenzwert der Energieeinsparverordnung für dieses Gebäude, der 258 Kilowattstunden beträgt“, so Gruber.
Geheizt werde das Gebäude mit umweltfreundlichen Ressourcen wie Erdwärme und Solarenergie. Das Glasdach werde im Sommer so verschattet, dass sich die Hitze nicht im Lichthof staue, während im Winter Wärme über eine Wärmerückgewinnungsanlage energiesparend wiederverwendet werden könne. Klaus Rohlffs von der ip5 ingenieurpartnerschaft: „In Kombination mit dem gläsernen Atrium haben wir ein völlig neuartiges Lüftungssystem installiert, das über natürlichen Auftrieb und unterstützt durch Ventilatoren energiesparend arbeitet.“ Statt mit einer energieintensiven Klimaanlage würden im Sommer die Klassenräume nachts mit Außenluft gekühlt. Automatische Klappen an den Balkontüren ließen in den Sommernächten außerdem – ebenfalls unterstützt durch die Ventilatoren im Atrium - kühle Luft in das Gebäude strömen. Durch eine gute Versorgung mit Tageslicht sowie eine mit Sensoren gesteuerte tageslicht- und nutzerabhängige Regelung der Beleuchtungsanlage werde außerdem kaum Kunstlicht benötigt.
Mit dem Ausnutzen von Tageslicht, einer innovativen Lüftung und natürlichen Wärmequellen sowie einer hochdichten Gebäudehülle wurde der ehrgeizige Passivhausstandard sogar um 40 % unterschritten.
Fotos: © kplan AG
Dr. Andreas Hauer vom Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung: „Eine schlanke Haustechnik sorgt mit Hilfe dieser innovativen Lüftungs- und Kühlkonzepte sowie dem Nutzen von Umweltkälte und kühlem Grundwasser für einen außergewöhnlich niedrigen Primärenergiebedarf. Die CO2-Emissionen des gesamten Gebäudes liegen unter einem Drittel der Haustechnik einer Standardschule.“ Ökologische Materialien für Baustoffe sowie ein hoher Raumkomfort erhöhten die Behaglichkeit für die Nutzer. „Im Sinne einer nachhaltigen Gebäudeplanung kommt diesem Projekt eine große Vorbildfunktion zu. Als besonders energieschonende Passivhausschule zeigt es modellhaft neue Wege des umweltfreundlichen Bauens auf“, betonte Bottermann. Für das Erreichen der politisch und gesellschaftlich gesetzten Umweltziele seien derartige Bauprojekte ein wichtiger Beitrag: „Sie vereinen technische Energieeffizienz mit dem Nutzen erneuerbarer Energien. Nur so kann die Energiewende auch tatsächlich gelingen.“ |