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Klimaschutzinvestitionen müssen versechsfacht werden

10.08.2022

Laut KfW sind deutlich mehr Investitionen nötig, um die Klimaziele erreichen zu können


Das Erreichen der Klimaziele bis zum Jahr 2045 erfordert erhebliche Investitionen von Bund, Ländern und Gemeinden im Umfang von 500 Mrd. EUR. Das entspricht rund 20 Mrd. EUR pro Jahr. Dies zeigen Berechnungen von KfW Research auf Basis einer Studie von Prognos im Auftrag der KfW. Der Investitionsbedarf wird vor allem in den Sektoren Energie und Verkehr anfallen und entspricht in der Größenordnung annähernd den Zinsausgaben für die staatliche Verschuldung. Rund die Hälfte (56 %) der Investitionen ist ohnehin zu tätigen und muss nun in eine klimaneutrale Richtung gelenkt werden. Allerdings stellen diese Summen eine Versechsfachung der bisherigen Klimaschutzinvestitionen dar. Zugleich erfordert die Realisierung der notwendigen Investitionen für die Klimaneutralität nicht nur eine Priorisierung innerhalb der öffentlichen Haushalte, sondern auch eine Klärung des Aufgabenzuschnitts und der Finanzströme zwischen Bund, Ländern und Kommunen.


Energiesektor am meisten Investitionsbedarf


Die größten öffentlichen Klimaschutzinvestitionsbedarfe fallen mit 297 Mrd. EUR im Energiesektor an, davon mit 249 Mrd. EUR der weit überwiegende Teil auf Erneuerbare-Energien-Anlagen. Diese Summe zeigt auf, dass sich, auf Basis der erzeugten Strommenge, knapp die Hälfte der größten Stromerzeuger in Deutschland im Besitz deutscher Gebietskörperschaften befindet. Dahinter folgt der Verkehrssektor mit 137 Mrd. EUR. Infrastrukturmaßnahmen haben hier den größten Anteil, etwa im Bereich Schiene (51 Mrd. EUR), Ladeinfrastruktur (34 Mrd. EUR) und Oberleitungen auf Autobahnen (22 Mrd.); der Rest entfällt auf Fahrzeuge.


Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen erwächst der öffentlichen Hand mit rund 47 Mrd. EUR der dritthöchste Investitionsbedarf – namentlich für die energetische Ertüchtigung öffentlicher Gebäude. Im Bereich Private Haushalte entstehen weitere 3 Mrd. EUR für Energieeffizienz im staatlichen Wohnbau.


Die gesamtwirtschaftlichen Klimaschutzinvestitionen


Der öffentliche Anteil an den gesamtwirtschaftlichen Klimaschutzinvestitionen insgesamt beträgt ca. 10 Prozent. Mit Blick auf die gesamte Wirtschaft, d.h. sowohl die öffentliche Hand als auch den privaten Sektor, sind Investitionen in Höhe von insgesamt rund 5 Bio. EUR bis zur Mitte des Jahrhunderts erforderlich, um in Deutschland Klimaneutralität zu erreichen, wie die zugrundeliegende Studie von Prognos darlegt. Umgerechnet auf die verbleibende Zeit bis zum Jahr 2045, entspricht dies Investitionen von rund 190 Mrd. EUR pro Jahr bzw. 5,2 % des deutschen BIP.
Der Großteil der gesamtwirtschaftlichen Klimaschutzinvestitionen entfällt mit 2,1 Bio. EUR auf den Verkehrssektor. Es folgen die Sektoren Energie mit 875 Mrd. EUR, Industrie mit 620 Mrd. EUR und Private Haushalte mit 636 Mrd. EUR. Auf den Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entfallen 237 Mrd. EUR. Weitere knapp 500 Mrd. EUR sind erforderlich für Negativemissionstechnologien (z. B. Abscheidung und Speicherung von CO2, Carbon Capture and Storage), weil es weiterhin Bereiche mit Treibhausgasemissionen in der Industrie oder Landwirtschaft geben wird, die es auszugleichen gilt, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.


Kommentar von Fritzi Köhler-Geib


Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib sagt: „Der Staat muss beim Klimaschutz seine Anstrengungen in den kommenden Jahren kontinuierlich und zielgerichtet steigern. Er ist als Investor gefragt, muss Kapazitäten in der Verwaltung sinnvoll ausweiten und vermeiden, dass es zu Strohfeuer-Effekten kommt. Gleichzeitig muss der Staat den Rahmen für mehr private Investitionen schaffen. Hierzu zählen die Gestaltung des CO2-Preises und die gezielte Förderung grüner Technologien. Ganz zentral ist, dass Klimaschutzinvestitionen eine Chance sind, die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand in Deutschland zu verbessern. Effektiver Klimaschutz verringert die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen, macht das Land unabhängiger von fossilen Energieimporten und gewährleistet die Teilnahme an grünen Zukunftsmärkten.“

  Quelle: www.vergabeblog.de


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