von Werner Ochs
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Es gibt viele Gründe, sich einen neuen Job zu suchen. Der Arbeitsplatzverlust ist sicherlich der offensichtlichste. Aber auch Mitarbeitern, die beruflich etwas erreicht haben, bei denen das Aufgabengebiet und das Umfeld stimmt und das Einkommen für ein sanftes Ruhekissen sorgt, beschleicht hin und wieder das Gefühl: das kann es doch noch nicht gewesen sein. Dazu reichen manchmal schon kleine Reibereien am Arbeitsplatz oder ein Chef, der nur noch nervt.
Immer häufiger landet der Mitarbeiter dann – natürlich rein zufällig – bei einer der vielen Online-Jobbörsen, wenn er gerade im Internet unterwegs ist. Meist werden die Angebote nur überflogen und sind schon bald wieder vergessen. Bis zu dem Tag, an dem er plötzlich bei einem Angebot hängenbleibt, von dem er sich angesprochen fühlt und das einen spannenden Job verspricht.
Motivation gleich Null Aber schon am Ende des Jobangebots wird sein Interesse abrupt eingebremst und die Motivation sinkt gegen Null. Denn dort steht: Bewerben Sie sich hier online. Blitzartig schießt ihm durch den Kopf, was jetzt auf ihn zukommt. Um überhaupt eine Chance auf den interessanten Job zu bekommen, muss erst einmal ein Account angelegt werden. Dazu muss er alle seine persönlichen Daten erfassen, um die Registrierung abschließen zu können. Doch damit ist die Arbeit noch nicht vorbei. Da er nicht aktiv auf Jobsuche ist, ist sein Lebenslauf nicht auf dem neuesten Stand. Auch andere Nachweise wie Zeugnisse, Fortbildungsnachweise etc. müssen erst zusammengesucht und eingescannt werden.
Angesichts der vor ihm liegenden Hürden wird die latent vorhandene Ahnung zur Gewissheit: So schlecht geht es mir nicht, dass ich mich aktiv um einen neuen Arbeitgeber bemühen sollte. Und Karriere mache ich vielleicht auch so. Also lasse ich es lieber sein.
Das Unternehmen ist heute der Bewerber Was die Unternehmen, die ihre Stellenangebote online publizieren, leider vergessen, ist, dass sich die Voraussetzungen am Arbeitsmarkt verändert haben. Die Zeiten sind vorbei, in denen es mehr Bewerber als offene Stellen gab. Einer Vielzahl von offenen Stellen stehen kaum noch qualifizierte Fachkräfte gegenüber. Nicht mehr die Arbeitnehmer, sondern die Unternehmen sind heute die Bewerber, die sich bei den Arbeitnehmern vorstellen und präsentieren müssen.
Zu viel Potenzial bleibt auf der Strecke Aber statt dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, achten die Unternehmen viel zu sehr auf eine schlanke, Daten sammelnde Prozesskette. Der Bewerber als Individuum wird in Vorgaben und Profile des Unternehmens gepresst. Vorhandene Talente, Fähigkeiten und Soft Skills bleiben auf der Strecke.
Portale – ja, auch die gibt es –, bei denen als erstes das gewünschte Einkommen abgefragt wird, schrecken ab, weil man als Bewerber fürchtet, mit der falschen Gehaltsvorstellung gleich aus dem Bewerbungsprozess zu fliegen. Dazu kommt natürlich auch die Frage, die man sich zwangsläufig stellt: Wie verbindlich ist der Bewerbungsprozess überhaupt? Wer trifft letztendlich die Entscheidungen? Eine „Maschine“ oder doch noch ein Personalverantwortlicher?
Ein weiterer wunder Punkt ist die Reaktionszeit der Unternehmen. Oftmals brauchen sie viel zu lange bis zur Einstellung eines Bewerbers, mit dem Ergebnis, dass sich potenzielle Kandidaten anderweitig umschauen und das mit mehr Erfolg.
Wie steht es mit den Unternehmenswerten? Aber selbst wenn all das keine Rolle spielt, bleibt noch die spannende Frage: Welchen Eindruck vermittelt das Unter-nehmen hinsichtlich seiner Unternehmenskultur? Lassen sich Unternehmenswerte im Rahmen einer Online-Jobbörse so vermitteln, dass ein positiver Eindruck bei den potenziellen Kandidaten zurückbleibt? Das ist sicherlich noch eine der größten Herausforderungen.
Prozesse überdenken Angesichts der Tatsache, dass sich die Fachkräfte inzwischen die Unternehmen aussuchen können und nicht umgekehrt, müssen die Unternehmen dringend die Gestaltung des gesamten Online-Bewerbungsprozesses überdenken. Die Anzahl der eingehenden Bewerbungen ist dabei ein wichtiger Gradmesser für die Unternehmen.
Auf Bewerber zugehen Was können die Unternehmen tun? Sie müssen das bisherige Verfahren in seiner Gesamtheit auf den Prüfstand stellen. Es ist mehr und mehr erforderlich, dass Unternehmen auf mögliche Bewerber und Kandidaten zugehen und nicht umgekehrt. Die Zahlen sind sehr deutlich: jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland ist grundsätzlich bereit, den Arbeitgeber zu wechseln.
Mit Personalberatern das Potenzial ausschöpfen Dieses Potenzial werden sich die Unternehmen aber nicht über die etablierten Online-Verfahren erschließen.Da es für Unternehmen nicht immer möglich ist, Kandidaten direkt anzusprechen, sollten sie sich nicht scheuen, einen Personalberater mit ins Boot zu nehmen. Denn die Direktansprache ist die klassische Tätigkeit eines Personalberaters. Er hat einfach mehr Möglichkeiten und Kapazitäten, ganz gezielt potentielle Bewerber und Kandidaten zu kontaktieren, die gerade nicht auf Jobportalen vertreten sind. Somit erweitern sie das Spektrum um ein Vielfaches.
Durch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Personalberater entsteht eine gemeinsame Dynamik, die geprägt ist von einem Ausgleich des vorhandenen Know-hows zum Vorteil für beide Seiten. Voraussetzung ist allerdings, dass die Unternehmen bereit und offen für eine Zusammenarbeit sind und der Personalberater über die entsprechenden Kompetenzen verfügt.
Ein Personalberater geht gezielt vor und spricht seine Zielgruppe direkt an. Somit steigen die Chancen, die Stelle schnell und gezielt zu besetzen. Zudem verfügt ein Personalberater über breite Erfahrungswerte bei der Organisation von Personalfragen. So kann er zum Beispiel auch beurteilen, ob Gehaltsvorstellungen angemessen oder wirtschaftlich fragwürdig sind und welche Gehaltsoptionen sinnvoll sind. Ein erfahrener Personalberater ist auch in der Lage, Kandidaten zu beurteilen und abzuschätzen, wie gut sie zu der jeweiligen Stelle passen. Und er weiß, worauf es bei der Prüfung von Bewerbungsunterlagen und Referenzen ankommt. Mit dieser Vorgehensweise kann genau der passende Wunschkandidat für die Stelle gefunden werden. Durch den „Perfect Fit“ steigt in der Regel auch die Verweildauer im Unternehmen.
Unternehmen, die die Leistung eines professionellen Personalberaters in Anspruch nehmen, sparen auf diese Weise Zeit, Mühe und Aufwand für die Auswahl nach passenden Kandidaten. Zudem erhalten diese Unternehmen den besten Kandidaten auf dem Markt, der Umsätze steigen lässt. |