Zahlreiche Faktoren wirken sich hier auf die Zahl aus, die immer weiter sinkt
Der Materialmangel, die Rohstoffknappheit, der Fachkräftemangel und der Anstieg der Bauzinsen spiegeln sich in den aktuellen Zahlen zu den Baugenehmigungen in Deutschland, die das Statistische Bundesamt kürzlich veröffentlicht hat. Danach ist die Zahl der Genehmigungen im Mai gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um mehr als zwei Prozent gesunken. Schaut man auf die ersten fünf Monate des Jahres, beträgt das Minus rund 1,6 Prozent. Und saison- und kalenderbereinigt fiel die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vormonat sogar um ungefähr 6,6 Prozent.
Der Trend, den es schon seit Jahresbeginn so gibt, setzt sich damit eindeutig fort. Das liegt in erster Linie an den zurückgehenden Zahlen bei den Einfamilienhäusern, bei denen das Genehmigungs-Minus seit Januar stets im zweistelligen Bereich liegt. Das hat auch damit zu tun, dass seither für viele die Fördergelder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weggefallen sind, die viele in ihr bis dahin aufgestelltes Finanzierungsbudget eingerechnet hatten. Erst schlug der Förderstopp für energieeffiziente Neubauten zu Jahresbeginn hohe Wellen, dann wurde das Programm im April durch das Wirtschaftsministerium neu aufgelegt, aber schon nach einem Tag waren die Mittel so gut wie aufgebraucht.
Dazu kommt, dass die gestiegenen Energiepreise natürlich auch für Bauherren eine große Belastung sind, dass die Materialkosten so gestiegen sind, die gestörten Lieferketten das Bauen verzögern. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) hat bereits mitgeteilt, dass in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viele Bauprojekte storniert worden seien. Und die Zahl der neuen Aufträge nimmt offenbar auch ab. Für manchen, der jetzt startet, ist der Kauf oder Bau eines Eigenheims eine deutlich schwierigere Aufgabe auch deshalb geworden, weil die Bauzinsen um rund zwei Prozentpunkte gestiegen sind, was pro Monat mehrere hundert Euro zusätzlichen Aufwand für das Baudarlehen bedeuten kann.
Sorge in der Baubranche
Das alles macht der Baubranche natürlich Sorgen. „Man muss es so klar sagen: Die Folgen der Inflation, der Energiekrise und der gestörten Lieferketten haben den Bau nun erreicht“, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Noch seien die Auftragsbücher der Baufirmen gut gefüllt, aber wenn sich der Trend fortsetze und die Zurückhaltung zunehme, werde man schon bald eine tiefe Delle in der Baukonjunktur sehen.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Kurve bei den Mehrfamilienhäusern nach oben zeigt. Es wird zwar ausreichend genehmigt, aber eben immer noch zu wenig fertig gebaut, und das liegt nicht ausschließlich an Materialknappheit und steigenden Kosten. „Angesichts des stark zunehmenden Wohnraummangels in vielen Ballungsgebieten gilt eigentlich mehr denn je: bauen, bauen, bauen“, sagt Pakleppa und fordert zuverlässige Förder-und Rahmenbedingungen für private Bauherren. „Dass es noch immer keine verbindlichen Fördervorgaben für 2023 gibt, trägt zusätzlich dazu bei, dass viele Bauwillige vorsichtig bleiben.“ Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Abschreibungserhöhung für den Mietwohnungsbau müsse zügig umgesetzt werden, andernfalls würden noch mehr Investitionen privater Bauherren ausbleiben.
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