Hochwertig ausgeführte Raum-in-Raum-Lösung für das Orchester der Staatsoper Hannover
In wenigen Monaten entstand im ehemaligen Landesbühnentheater Hannover der neue Probesaal für das Niedersächsische Staatsorchester Hannover. Eine aufwändige Raum-in-Raum-Konstruktion garantierte die beste Raumakustik.
Das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Musiker in großen Orchestern will geübt sein. Über eine darauf optimal ausgelegte Umgebung können sich seit Kurzem die Mitglieder des Orchesters der Staatsoper Hannover freuen. Für sie wurde in wenigen Monaten das ehemalige Landesbühnentheater zu einem Probesaal der raumakustischen „Extraklasse“ umgebaut. Unter anderem die konsequent schallentkoppelte Raum-in-Raum-Lösung, die in enger Abstimmung des Akustikers mit der für den Ausbau verantwortlichen Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG entstand, sorgt für überzeugende Klangreinheit im Saal – eine Ausbauleistung, die bei der 9. Rigips Trophy 2013 I 2014 mit dem Sieg im Leistungsbereich Akustiksysteme gewürdigt wurde.
In einem ersten Schritt wurde eine Unterdecke aus zwei Lagen „Rigips Feuerschutz-platten RF“ erstellt. Deren Unterkonstruktion aus UA 50- und CD 60/27/06-Profilen montierte das Trockenbauteam mittels schwingungsentkoppelnden Befestigungselementen an den vorhandenen Stahlträgern.
Obwohl die versierten Musiker des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover in dem neuen Saal nicht vor Publikum spielen, sind die Ansprüche an den Raumklang von besonderer Bedeutung: Die Musiker müssen sich beim gemeinsamen Proben untereinander gut hören können, um das Zusammenspiel harmonisch aufeinander abzustimmen. Die Grundlage dafür schuf ein innovatives Akustikkonzept, dessen Umsetzung vor, während und nach den Umbaumaßnahmen genau überprüft wurde.
Senkung des Grundgeräuschpegels Zusammen rund 1.400 m² messen die Wand-, Decken- und Bodenflächen des neun Meter hohen Probesaals. Messungen vor den Umbaumaßnahmen und Befragungen der Musiker durch den Akustiker standen am Anfang des Projektes. „Wie bei jeder raumakustischen Planung ist auch für einen Orchesterproberaum ein sehr niedriger Grundgeräuschpegel die erste Voraussetzung“, erläutert der renommierte Akustiker Vladimir Szynajowski. „Bereits bei einem Grundgeräuschpegel von 30 dB(A) ist bei einigen Instrumenten die untere Grenze des Dynamikbereichs stark gestört und subtile Klangnuancen können nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden. Aus diesem Grund wurde für den Probesaal in Hannover ein Schallimmissionsgrenzwert von maximal 25 dB(A) festgelegt, der auch bei einem Luftdurchsatz von 10.000 m³/h eingehalten werden sollte.“
Von der Gipsplatten-Unterdecke wurde über Noniusabhänger die Tragkonstruktion der Sichtdecke abgehängt. Sie besteht aus gefalteten Gipskartonelementen. Sämtliche Anschlüsse der Decke wurden mithilfe eines Rotationslasers exakt justiert und elastisch mit Ein-Komponenten-Dichtstoff verfugt.
Die Einhaltung dieses niedrigen Grundgeräuschpegels gewährleisten zwei wichtige Eckpfeiler des akustischen Konzepts: Um die Strömungsgeräusche der Lüftungsanlage zu reduzieren, wurden großzügig dimensionierte Austrittsflächen erstellt. Sie finden sich dezent etwa im unteren Bereich der „Dirigentenwand“ und in der Podesterie. Die gemessene Luftaustrittsgeschwindigkeit beträgt bei diesen Auslassbereichen geringe 0,16 m/s, was eine nicht nur geräuscharme, sondern auch eine zugfreie Einbringung der Frischluft garantiert.
Konsequent schallentkoppelt: Boden, Decke, Wände Für eine weitere Reduzierung des Geräuschpegels sorgt die Raum-in-Raum-Bauweise: „Die gesamte Innenschale inklusive der Boden- und Deckenflächen wurde konsequent vom bestehenden Baukörper schallentkoppelt hergestellt“, erläutert Frank Fenselau, Geschäftsführer der Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG aus Gehrden. So entstand zum Beispiel die Bodenunterkonstruktion auf dem vorhandenen Betonestrich aus C-Profilen auf Polymerlagern mit einer eingelegten Mineralwolldämmung und einer Auflage aus verleimten und verschraubten Holzwerkstoffplatten.
Durch Abhanghöhen zwischen 500 und 900 mm wurde die geforderte Schrägstellung der Faltelemente von 21º auf einer Länge von jeweils 1.250 mm erreicht.
Weit aufwändiger und an Herausforderungen reicher gestalteten sich die Arbeiten an den Deckenflächen. „In einem ersten Schritt haben wir eine Unterdecke aus zwei Lagen ,Rigips Feuerschutzplatten RF’ erstellt. Hierfür haben wir eine Unterkonstruktion aus ,Rigips UA 50’-Profilen als Grund- und ,CD 60/27/06’ als Tragprofile mittels schwingungsentkoppelnden Befestigungselementen an den vorhandenen Stahlträgern montiert. Die Abhanghöhe betrug circa 500 mm. Anschließend haben wir 80 mm dicke Mineralwollematten auf die Unterkonstruktion gelegt und gleitsicher befestigt. Zur Verbesserung der Schallschutzeigenschaften haben wir zwischen die beiden Rigips-Plattenlagen zusätzlich eine 5 mm dicke Bitumenbahn eingelegt.“
Die gefaltete Sichtdecke aus glatten „Rigips Die Blaue“-Schallschutzplatten sorgt für eine gleichmäßige Schallstreuung im Probesaal.
Von dieser Gipsplatten-Unterdecke wiederum wurde über Noniusabhänger die Tragkonstruktion für die Sichtdecke aus gefalteten Gipskartonelementen abgehängt. Die Faltelemente bestehen aus den leistungsstarken Schallschutzplatten „Rigips Die Blauen“ und weisen jeweils eine Schrägstellung von 21º auf einer Länge von 1.250 mm auf. Sie sorgen so für eine gleichmäßige Schallstreuung. „Insbesondere das Anbringen der großen Faltelemente erforderte aufgrund der Kürze der Bauzeit ein hohes Maß an Vorplanung und Vorfertigung. Sämtliche Anschlüsse der Decke an die Massivwand wurden mithilfe eines Rotationslasers exakt justiert und elastisch mit Ein-Komponenten-Dichtstoff verfugt“, so Frank Fenselau.
Formen und Materialauswahl erzielen beste Ergebnisse Der raumakustische Entwurf basiert in seinen Überlegungen auf einer mittleren Orchesterbesetzung, was in etwa 80 Musikerinnen und Musikern entspricht. Für die Herstellung einer ausreichenden Schalldiffusität wurden neben der Deckenfläche auch die Wände prismatisch geformt. Hierfür erhielten die neun Meter hohen umlaufenden Wände Vorsatzschalen aus „Rigips“-Profilen mit einer eingelegten Mineralwolledämmung („ISOVER Akustik TP 1“). Der Ständerabstand betrug 625 mm und die Vorsatzschalen wurden an den vorhandenen Betonstützen (Abstand circa fünf Meter) schwingungsentkoppelt befestigt. Die Beplankung gleicht derjenigen der Deckenlösung: zwei Lagen „Rigips Feuerschutzlatten RF“ (12,5 mm) mit einer eingelegten Bitumenbahn zur besseren Schalldämpfung. „Die Wandinnenseiten wurden als selbsttragende Konstruktion aus Konstruktionsvollholz ausgeführt, die mit Elementen von unterschiedlichen Schallabsorptionsgraden ausgefacht wurde, wodurch die Nachhallzeit im gesamten relevanten Frequenzbereich eingestellt werden konnte. Hier sorgt die Kombination aus unterschiedlichen Materialien wie Blähglasgranulat-Platten, Holz oder ,Rigiton Lochplatten 8/18 R’ für das gewünschte Ergebnis“, berichtet Frank Fenselau.
Für die Eigenkontrolle und zur Unterstützung des gegenseitigen Hörens der Musiker sind unterhalb der prismatisch geformten Decke Schallreflektoren angebracht worden, die bei Frequenzen oberhalb von circa 500 Hz eine geometrische Reflexion bewirken.
Die Nachhallzeitdauer des unbesetzten Orchesterproberaumes beträgt bei mittleren Frequenzen etwa 1,0 s und fällt bei einer Besetzung von 80 Personen auf 0,8 s ab. Der Unterschied der Nachhallzeit im besetzten Zustand beträgt in den Frequenzen von 250 Hz bis 2 kHz weniger als 10 %. Für die Eigenkontrolle und zur Unterstützung des gegenseitigen Hörens der Musiker sind unterhalb der prismatisch geformten Decke zusätzlich Schallreflektoren angebracht worden, die oberhalb von circa 500 Hz eine geometrische Schallreflexion bewirken. Der Grundgeräuschpegel des Orchesterprobesaals, der im wesentlichen durch die Lüftungsanlage bestimmt wird, lag bei der Abschlussmessung bei nur 23 dB(A).
Die neun Meter hohen umlaufenden Wände erhielten schwingungsentkoppelt befestigte Vorsatzschalen. Die Beplankung erfolgte wie bei der Deckenfläche mit zwei Lagen „Rigips Feuerschutzplatten RF“ (12,5 mm), zwischen die eine Bitumenbahn zur besseren Schalldämpfung eingelegt wurde.
Für die Architektur- und Bauexperten der 9. Rigips Trophy 2013 / 2014 gab es im Rahmen der Jurysitzung nur wenig Diskussionsbedarf: Die in dieser schallent-koppelten Raum-in-Raum-Lösung umgesetzten Ideen, die zielführende Kombination unterschiedlicher Materialien, die edle Ästhetik der Oberflächen und natürlich die nachgewiesen und von den Musikerinnen und Musikern der Staatsoper bestätigte hervorragende Raumakustik des umgebauten Orchesterprobesaals waren gute Gründe, um die Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG zum Gewinner im Leistungsbereich Akustiksysteme zu küren.
Die Wandinnenseiten werden von Kassettenbahnen gebildet, die mit unterschiedlichen Elementen ausgefacht wurden, wodurch die Schalldiffusität und die Nachhallzeit im gesamten relevanten Frequenzbereich eingestellt werden konnten. Hier sorgt die Kombination aus verschiedenen Materialien wie Blähglasgranulat-Platten, Holz oder „Rigiton Lochplatten 8/18 R“ für die gewünschte Absorption und Schalldiffusität.
Nachmessungen mit Bravour bestanden: Die raumakustische Wirksamkeit der Maßnahmen und deren äußerst exakte Ausführung durch das Unternehmen Germerott zeigten sich deutlich anhand des unterschrittenen Schallimmissionsgrenzwertes. Statt der angestrebten 25 dB(A) ergab die Nachmessung sogar nur 23 dB(A).
Für ihre gezeigten Leistungen wurde die Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG im Rahmen der 9. Rigips Trophy 2013 / 2014 mit dem Sieg im Leistungsbereich Akustiksysteme gewürdigt.
Fotos: Ralf Mohr, Hannover
Obwohl in dem neuen Saal nicht vor Publikum gespielt wird, sind die Ansprüche an den Raumklang hoch: Die Musiker müssen sich beim gemeinsamen Proben untereinander gut hören können, um das Zusammenspiel zu perfektionieren. Die Grundlage dafür schuf ein innovatives Akustikkonzept, dessen Umsetzung vor, während und nach den Umbaumaßnahmen genau überprüft wurde.
Foto: Pablo Mendizábal / Szynajowski-Akustik
Foto: Thomas M. Jauk |