71. Jahreshauptversammlung in Kassel unter Corona-Bedingungen
Der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e. V. traf sich am vergangenen Samstag zu seiner ordentlichen Mitgliederversammlung in Kassel. Unter Einhaltung von Hygieneschutz und Abstandsregelungen gab es viel Gesprächsbedarf. Themen waren unter anderen die aktuelle wirtschaftliche Situation, der Umgang mit der Krise sowie die laufenden Tarifverhandlungen.
„Wir stellen in allen Regionen fest, dass Aufträge storniert oder auf Eis gelegt werden. Investoren aus Gewerbe und Industrie sind sehr zurückhaltend, wenn es um Neuinvestitionen geht, das gleiche Bild erkennen wir bei den öffentlichen Auftraggebern. Je länger die Auswirkungen der Corona-Krise andauern, umso dünner werden unsere Auftragsbücher“, fasste Präsident Frank Dittmar die Aussprache der Unternehmer zusammen. Die angekündigte Mehrwertsteuersenkung wurde größtenteils kritisch gesehen, zu hoch sei der bürokratische Aufwand für die Unternehmer und Finanzbehörden.
Klar wurde auch, dass bereits jetzt ein Preiskampf in der Baubranche begonnen hat. Einheitlich wurde berichtet, dass einige Firmen bei den wenigen Aus- schreibungen, die derzeit am Markt seien, Kampfpreise anböten, die nicht einmal kostendeckend seien. Gerade tarifgebundene Mittelständler hätten hier keine Chance mehr auf Aufträge.
Thilko Gerke und Frank Dittmar.
Foto: www.bgvht.de
Obermeister Thilko Gerke begrüßte seine Kolleginnen und Kollegen in Kassel und machte seinerseits deutlich, dass insbesondere die Abwicklung von Bauaufträgen aufgrund behördlicher Unterbesetzung zwischenzeitlich extrem schwierig war und teilweise immer noch ist.
Präsident Dittmar rief abschließend dazu auf, das Thema Ausbildung auch im Jahr 2020 nicht aus dem Blick zu verlieren: „Wir als Mittelständler sind immer noch gut aufgestellt: dass wir traditionell mit eigenen, fest angestellten und in der Region verwurzelten Mitarbeitern arbeiten, gereicht uns im Moment zum Vorteil. Dies sollten wir auch mit Blick auf die jetzt neu abzuschließenden Lehrlingsverträge im Blick behalten. Dass die Zahl der Auszubildenden im Baugewerbe seit Jahren stabil ist, ist nur einem Kraftakt der Betriebe und Verbände zu verdanken – diese Errungenschaft dürfen wir jetzt in Hinblick auf drohenden Fachkräftemangel nicht gefährden!“ |