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Ein schattiges Plus

21.09.2018

FH Münster und Haking Metallbau entwickeln eine unsichtbare Markise für Rundbogenfenster

Sie sind alt, elegant, wertvoll und auch als Unternehmenssitz oder Gastronomiebetrieb sehr beliebt: historische Bauwerke wie Klöster, Fachwerkhäuser oder Gerichtsgebäude. Wer das Glück hat, dort zu arbeiten, bevorzugt aber ein Büro auf der Schattenseite. Denn Rollladen hatten diese Bauwerke früher natürlich noch nicht, und Markisen dürfen nicht einfach daran angebracht werden. Im Gegenteil, gerade bei denkmalgeschützten Gebäuden machen Behörden dazu einige strenge Auflagen. Abhilfe schaffen die FH Münster und das Unternehmen Haking Metallbau aus Ladbergen: Sie haben eine Markise für Rundbogenfenster entwickelt, die im eingefahrenen Zustand nicht sichtbar ist und somit die Optik des jeweiligen Gebäudes nicht stört. „So konnten wir ein weltweit einzigartiges Produkt auf den Markt bringen“, sagt Geschäftsführer Hubertus Haking.

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Hubertus Haking (l.) und Prof. Dr. Klaus Baalmann haben noch weitere Ideen, die Rundbogenmarkise zu perfektionieren.

Das Besondere an der Rundbogenmarkise: Sie hat ein ausgeklügeltes Seilführungssystem, von der im eingefahrenen Zustand der Markise nichts zu sehen ist. Schmale Schienen umranden das Fenster, in ihnen laufen Gleitstücke mit Seilen parallel zur Markise – von außen nicht sichtbar. Angefragt hatte das Kloster Tutzingen in München. Das denkmalgeschützte Gebäude hat jetzt die Markisen bekommen, bei denen im eingefahrenen Zustand keine Zugstrebe und kein Seil quer durch das Fenster verläuft. Aber weil da auch Haking als Sondermarkisenhersteller zunächst nicht weiterhelfen konnte, er aber eine Idee hatte, für die er wissenschaftliche Expertise brauchte, wandte er sich an die Handwerkskammer Münster. Hans-Dieter Weniger stellte den Kontakt zur FH Münster her.

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Hubertus Haking (l.) und Prof. Dr. Klaus Baalmann präsentieren den Prototyp der Rundbogenmarkise, der im Unternehmenssitz Ladbergen steht und bei Messen zum Einsatz kommt.

Genauer gesagt zu Prof. Dr. Klaus Baalmann vom Fachbereich Maschinenbau. „Für mich war das Thema vorher völlig fremd, aber die Idee der intelligenten Seilführung hat etwas. Sieht simpel aus, ist aber lange nicht so – das Anspruchsvolle ist verdeckt.“ So starteten Baalmann und Haking mit der Kooperation, sammelten Ideen und entwickelten sie weiter, bauten Modell und Muster. 10.000 Mal fuhr die neue Muster-Markise hoch und runter. „Nur so lassen sich zum Beispiel Verschließteile beurteilen, deren Leistungsfähigkeit man vorher theoretisch mit Berechnungen nicht erfassen kann“, erklärt Baalmann. Ebenfalls konnten sie so die Frage klären, wie stark Motor und Federn sein müssen, damit die Seile nicht durchhängen, nicht an Kraft verlieren, nicht aufreißen und gleichzeitig das Markisentuch stramm halten.

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Der Clou an der Rundbogenmarkise ist die Seilführung: Ist die Markise komplett aus- oder eingefahren, sind die Seile nicht sichtbar.

Auch bei der Bearbeitung der CE-Kennzeichnung hat Haking auf das Wissen von Baalmann zurückgegriffen, der bei diesem Schritt Studierende mit Abschlussarbeiten mit einbezog. „Wir haben uns zum Beispiel um Berechnungen zum Wärmedurchgang, zur Festigkeit oder zu Extrembelastungen bei hohen Windstärken gekümmert.“

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Auch Studierende mischen mit: Hubertus Haking (l.) und Prof. Dr. Klaus Baalmann greifen auf Berechnungen aus Abschlussarbeiten zurück.

Fotos: FH Münster/Pressestelle

Für die gelungene Zusammenarbeit und die entstandene Rundbogenmarkise haben Haking und Baalmann den Seifriz-Preis gewonnen, ein bundesweiter Transferpreis für besondere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Handwerksbetrieben. Und die Kooperation geht weiter, das haben die zwei schon angedeutet – dieses Mal im Bereich der Terrassenüberdachung.

  Quelle: www.fh-muenster.de


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