Laut aktueller DIHK-Umfrage sehen deutsche Unternehmen die Umsetzung der Transformation durchwachsen.
Wie auch im Vorjahr bewerteten die Unternehmen den eigenen Digitalisierungsgrad im Durchschnitt mit der Schulnote "befriedigend" (2,9). Dies geht aus der DIHK-Umfrage unter bundesweit mehr als 4.000 Betrieben hervor, die Ende 2022 zu ihren Motiven und zu den Herausforderungen bei der Umsetzung der Digitalisierung befragt wurden. Dabei setzen sie viel daran, aufzuholen. So geben 37 Prozent der Firmen einen Mangel an zeitlichen, 34 Prozent einen Mangel an finanziellen Ressourcen als Haupthemmnis bei der digitalen Transformation an. "Durch steigende Preise und Fachkräftemangel werden die Unternehmen gezwungen, bei ihren eigenen Digitalisierungsbemühungen Prioritäten zu setzen", sagte Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung. "Beim Blick in die Motive für Digitalisierung macht sich das starke Bedürfnis der Unternehmen nach Effizienz und Flexibilität bemerkbar."
Die Fokussierung auf Flexibilität und Effizienz beschränkt den Spielraum für innovative Entwicklungen und neue Geschäftsmodelle. So sind bei den Digitalisierungs-Motiven Themen wie die strategische Unternehmensentwicklung (32 Prozent nach 37 Prozent im Vorjahr), Nutzensteigerung (28 Prozent nach zuvor 30 Prozent) oder Neuentwicklungen (26 Prozent nach 31 Prozent) rückläufig gegenüber der 2022. Nothnagel: "Das zeigt, dass die Unternehmen zwar in schrittweise Veränderungen investieren, große strategische Sprünge allerdings derzeit hintenanstellen müssen."
Entwicklungsbremsen Fachkräftemangel und Bürokratie
Neben den unternehmensinternen Herausforderungen hemmen auch externe Faktoren die zügige Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben: der anhaltende Mangel an IT-Fachkräften, ferner werden Regularien und bürokratischer Aufwand n als weitere Hemmnisse angeführt: So verspüren 16 Prozent der Unternehmen große Unsicherheit bei der Umsetzung rechtlicher Vorgaben, bei den kleineren Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten sind es sogar 23 Prozent. In den freien Antwortmöglichkeiten berichten Unternehmen zudem von kostspieligen und zeitintensiven Prozessen, die unter anderem auf die unzureichende Digitalisierung der öffentlichen Hand zurückzuführen sind. Hier erweisen sich zum Beispiel Medienbrüche oder fehlende Schnittstellen als Probleme.
Beim Ausbau der digitalen Infrastruktur geht es immerhin kontinuierlich voran: 75 Prozent der Befragten geben an, dass die aktuelle Verfügbarkeit ihrem Bedarf entspricht (gegenüber 71 Prozent im Jahr 2021 und 65 Prozent im Jahr 2020). Zum Bild gehört aber noch immer, dass jedes vierte Unternehmen eine unzureichende Internetversorgung hat.
Risiko Cyberkriminalität
Mit voranschreitender Digitalisierung, Datennutzung und Vernetzung nimmt auch das Risiko für Unternehmen zu, Opfer von digitaler Erpressung, Sabotage und Spionage zu werden. Die Betriebe bewerten Sicherheitsrisiken daher weiterhin als große Herausforderungen (20 Prozent nach 23 Prozent im Vorjahr). Zwar haben die Unternehmen die Gefahren häufig bereits erkannt und technische Vorkehrungen getroffen. Doch das Risiko bleibt bestehen – wie nicht zuletzt die jüngsten Attacken zeigen.
Rahmenbedingungen optimieren
Um diese vielschichtigen Herausforderungen meistern zu können, benötigen die Unternehmen auch Veränderungen bei den Rahmenbedingungen. "Die Politik darf digitalpolitische Vorhaben nicht auf die lange Bank schieben", mahnt Ilja Nothnagel. Insbesondere die datenschutzrechtlichen Unklarheiten, die in der Praxis bestehen, müssten geklärt werden. Andernfalls drohe eine langjährige Unsicherheit. Prozesse vor allem zwischen Betrieben und Verwaltungen sollten, so Nothnagel, schnell und digital abgewickelt werden können. "Die Unternehmen brauchen ein breites Unterstützungsangebot. Benötigt werden neben spezifischen Anlaufstellen und Fördermöglichkeiten vor allem niedrigschwellige Basisangebote, die die Unternehmen bei den ersten Schritten der Digitalisierung unterstützen. Darüber hinaus sind Kompetenzaufbau und leistungsfähiges Internet weitere wichtige Voraussetzungen. Nur dann werden sie die erforderlichen Kapazitäten haben, um betriebliche Digitalisierungsprojekte zügig voranzutreiben." |