Umbau des Deutschen Theaters München siegt bei der Rigips Trophy 2013 I 2014 und der 9. Saint-Gobain Gypsum International Trophy
Nach mehrjährigen Sanierungsarbeiten wiedereröffnet: das Deutsche Theater in München.
Foto: PHOTO GRAF, München
Das zwischen 1894 und 1896 erbaute Deutsche Theater in München gehört zu den kulturellen Wegmarken der bayerischen Landes-hauptstadt. Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte wurde der prachtvolle Bau im Neorokoko-Stil von den Bürgern Münchens mal als „Feenpalast“, mal als „Palast des Lächelns“ tituliert. Nach einer mehrjährigen, aufwändigen Sanierung wurde das Theater Anfang 2014 feierlich wiedereröffnet und präsentiert sich seither wohl für so manchen Besucher als „Palast des Staunens“. Für ein heute visuell wie akustisch einzigartiges Theatererlebnis mitverantwortlich waren die Ausbauexperten der TM Ausbau GmbH aus Puchheim. Sie erschufen ein Meisterwerk des modernen Trockenbaus, für das sie zu Recht auf nationaler und internationaler Ebene ausgezeichnet wurden: mit dem Sieg in der Kategorie Trockenbau sowohl bei der Rigips Trophy 2013 I 2014 als auch im Rahmen der Saint-Gobain Gypsum International Trophy, die 2014 erstmalig in Deutschland ausgetragen wurde.
Montagegenauigkeit sowohl bei den Abhänge- und Unterkonstruktionen als auch bei der Ausbildung der geschwungenen Lochdecken erforderten die integrierten Leuchtenkanäle – eines der optischen Highlights im großen Saal.
Foto: TM Ausbau GmbH, Puchheim
Weit über die Stadtgrenzen Münchens hinaus verbinden die Menschen legendäre Namen mit dem Deutschen Theater: Karl Valentin, Johannes Heesters, Hans Moser, Beppo Brehm, um nur einige zu nennen. Sie alle gastierten einst in der kulturellen Vorzeigeadresse an der Schwanthaler Straße. Das luxuriöse Antlitz des barocken Zuschauersaals wurde jedoch bereits 1943 während des Zweiten Weltkriegs durch eine Fliegerbombe zerstört. Es folgte eine notdürftige Renovierung und die Wieder-eröffnung im Jahr 1951, bevor Ende der 1970er-Jahre eine erneute Renovierung notwendig wurde. Über die Jahrzehnte entwickelte sich das Theater danach mehr und mehr zur erfolgreichen Musicalbühne. Entsprechend entschloss sich 2008 die Deutsche Theater Grund- und Hausbesitz GmbH in eine umfassende Generalsanierung der Bausubstanz sowie die Modernisierung von Sicherheits- und Haustechnik zu investieren. Während der Spielbetrieb in einen provisorischen Zeltpalast ausgelagert war, machten sich Denkmalexperten, Architekt, Raumakustiker – und Trockenbauprofis – an die Arbeit.
Die Lichtkanäle mit integrierter Beleuchtung stellen ein wesentliches Gestaltungselement dar. Rund 300 mm breit und 200 mm tief verlaufen sie bogenförmig innerhalb der Decken- und Wandverkleidungen.
Von Decke zu Wand: Es mussten passgenaue Übergänge in die Lichtkanäle der vertikal angrenzenden Wandverkleidungen geschaffen werden, obwohl diese erst zu einem viel späteren Zeitpunkt montiert werden konnte. Etwa 113 laufende Meter der Lichtkanäle ,durchleuchten’ die Deckenflächen, circa 107 Meter entfallen auf die Wände.
Fotos: TM Ausbau GmbH, Puchheim
„Wir haben Anfang 2011 mit den ersten Planungen und Umsetzungen im Deutschen Theater begonnen“, erinnert sich Martin Sedlmair, verantwortlicher Bauleiter von TM Ausbau. „Wir waren für den kompletten Trockenbau im Zuschauersaal sowie in allen Foyer-, Garderoben-, Technik- und Verwaltungsräumen des Theaters zuständig. Die für die Theaterbesucher heute wohl sichtbarsten Spuren hat unser Team sicherlich im Zuschauersaal und dem Foyer hinterlassen. Dort sind mit Blick auf die Optik, die Akustik und das Licht einzigartige Räume entstanden.“
Raumakustische Aufgabenstellung Die raumakustisch größten Herausforderungen warteten naturgemäß im zentralen Veranstaltungssaal: Für ein Raumvolumen von circa 7.300 m³ und knapp 1.600 Sitzplätze in regulärer Theaterbestuhlung sollte eine ausgewogene, auf musikalische Darbietungen unter Verwendung einer elektroakustischen Anlage hin ausgerichtete Akustik geschaffen werden. Die mit den raumakustischen Planungen beauftragte Müller-BBM GmbH gab für den besetzten Innenraum Nachhallzeiten von ca. Tsoll = 0,95 bis 1,05 s bei einer Frequenz von 500 bis 2.000 Hz als anzustrebende Zielmarke vor. Für tiefere Frequenzen sollte eine deutliche Reduzierung der Nachhallzeiten auf Tsoll = 1,40 bis 1,50 s (125-Hz-Oktavte) erreicht werden.
In der Form eines überdimensionalen, radial über der Bühne angeordneten Kühlergrills erhielt die Lüftungsanlage und Bühnentechnik eine optisch ansprechende Verkleidung aus „Rigidur H“-Platten und -Formteilen.
Fotos: TM Ausbau GmbH, Puchheim
Realisiert wurde das raumakustische Konzept unter anderem durch akustisch unterschiedlich wirksame Teilbereiche von zwei übereinanderliegenden Decken in verschiedenen, planerisch vorgegebenen dreidimensionalen Höhenlinien. „Die gesamte Deckenfläche ist unterteilt in schallreflektierende und schallabsorbierende Teilflächen. Für die schallabsorbierenden Deckenbereiche haben wir zunächst eine schalldämmende Unterdecke gemäß Rigips-System 4.05.24 erstellt. Als Unterkonstruktion dienten mit Noniusabhängern an Rigips Weitspannträgern befestigte ,Rigips CD 60/27 Profile’ als Grund- und Tragprofile. An sie wurden dann einlagig ,Rigips Bauplatten RB’ geschraubt. Davon wiederum circa 250 mm tief abgehangen wurden dann schallabsorbierende ,Rigiton Lochplatten RL 8/18’ mit einer 30 mm dicken Mineralfaserdämmung als Auflage. Über dem Balkon und Teilen der Rang-Sitzplätze betrug die Abhanghöhe nur etwa 100 mm. So blieb eine ausreichende Raumhöhe erhalten. Auf diese Weise wurden rund 650 m2 Deckenfläche schallabsorbierend ausgebildet“, so Martin Sedlmair.
Die seitlichen Wandverkleidungen des Zuschauersaals wurden als Vorsatzschalen erstellt – in unterschiedlichen Radien gebogen und zugleich vertikal um 3º geneigt. Für diese Sonderkonstruktionen mit bis zu acht Metern Höhe waren Standsicherheitsnachweise notwendig.
Fotos: PHOTO GRAF, München
Der Zuschauersaal nach dem Umbau: Die Theaterbesucher erleben heute den erfolgreich umgesetzten Dreiklang aus ansprechender Optik, guter Akustik und raffi-nierter Lichttechnik.
Etwa 400 m² schallreflektierende Deckenflächen wurden vor allem im vorderen Zuschauerbereich erstellt. Unter die Unterdecke wurden hierfür glatte „Rigips Bauplatten RB“ (2 x 12,5 mm) mit einer Mineralwolleauflage (60 mm) abgehangen. Als rein optische Deckenuntersicht wurden daran anschließend „Rigiton“-Lochplatten einlagig verschraubt.
Lichtkanäle und geschwungene Deckenelemente als Gestaltungsidee prägen auch das Raumgefüge im Foyer.
Foto: TM Ausbau GmbH, Puchheim
Und es ward Licht Montagegenauigkeit sowohl bei den Abhänge- und Unterkonstruktionen als auch bei der Ausbildung der dreidimensional geschwungenen Lochdecken erforderten die integrierten Leuchtenkanäle – eines der optischen Highlights im großen Saal. Sie wurden von den für außergewöhnliche Vorfertigungselemente bekannten Gewölbe-technik- und Ausbauspezialisten der Voringer GmbH aus „Rigidur H“-Gipsfaserplatten produziert und mussten vor Ort exakt eingepasst werden. Besondere Erschwernis dabei: Die Lichtbänder sollten optisch nahtlos von der Decke in die Wandflächen übergehen. „Die Lichtkanäle mit integrierter Beleuchtung stellen ein wesentliches Gestaltungselement dar. Rund 300 mm breit und 200 mm tief verlaufen sie bogenförmig innerhalb der Decken- und Wandverkleidungen. Etwa 113 laufende Meter ,durchleuchten’ die Deckenflächen, circa 107 Meter entfallen auf die Wände. Gerade die gebogenen Geometrien der Lichtkanäle ergaben eine Reihe komplexer Herausforderungen: So gab es eine Vielzahl nicht rechtwinkliger Kreuzungspunkte. Es mussten passgenaue Übergänge in die Kanäle der vertikal angrenzenden Wandverkleidungen geschaffen werden, obwohl diese erst zu einem viel späteren Zeitpunkt montiert werden konnten. Durch die teils extreme Deckengeometrie wurden Trennfugen notwendig, die wir für den Zuschauer unsichtbar in den Übergang zwischen den Lichtkanälen und der Sichtdecke integriert haben.“ Besonders eindrucksvoll und kontrastreich wirken die Lichtkanäle heute nach Inbetriebnahme im Zusammenwirken mit den in einem dunklen Rot gestrichenen Decken- und Wandflächen.
Die Illumination des Foyers erfolgt größtenteils durch die Lichtkanäle. Das bedeutet viel Streiflicht, das auf Wände und Decken fällt. Entsprechend wurden die Spachtelarbeiten immer wieder unterbrochen, um bei eingeschalteter Beleuchtung die bisher bearbeiteten Oberflächen zu begutachten.
Foto: TM Ausbau GmbH, Puchheim
Gut verpackte Bühnentechnik Ebenfalls aus „Rigidur H“-Gipsfaserplatten wurde über der Bühne die optisch ansprechende Verkleidung der Lüftungsanlage und Bühnentechnik gefertigt. „In der Form eines überdimensionalen, radial angeordneten ,Kühlergrills’“, wie es Martin Sedlmair beschreibt. „Dessen Abhängung erfolgte mittels Stahlbauprofilen und unter Einbindung der Bühnen- und Haustechnik. Die Herausforderung bei dieser Konstruktion lag unter anderem in der hohen Oberflächengüte der schwarz beschichteten Decke. Zur Verkleidung der Lüftungsauslässe haben wir auf halbrund gefertigte ,Rigidur H’-Formteile zurückgegriffen und alle Flächen mit dem ,VARIO Fugenspachtel, ,ProMix Plus’-Fertigspachtel und ,ProMix Finish’ auf Q 3-Qualität gebracht.“
Die Lichtkanäle können blaues, grünes, rotes oder weißes Licht erzeugen und schaffen damit sehr unterschiedliche Raumstimmungen.
Die Wandverkleidungen im Zuschersaal Sonderkonstruktionen warteten auch in den Wandbereichen auf das Team der TM Ausbau GmbH. Die seitlichen Wandverkleidungen des Zuschauersaals wurden als Vorsatzschalen (Rigips-System 3.21.00) erstellt – in unterschiedlichen Radien gebogen und zugleich vertikal um 3º geneigt. „Für diese Sonderkonstruktionen mit bis zu acht Metern Höhe, die wir gemeinsam mit den beteiligten Rigips-Fachberatern entwickelt haben, waren Standsicherheitsnachweise notwendig. Die Wände mussten zweierlei leisten: Zum einen galten vor allem im unteren Wandbereich hohe mechanische Anforderungen aufgrund möglicher Anpralllasten, hervorgerufen durch große Menschenansammlungen etwa im Bereich der Fluchtwege. Zum anderen waren natürlich auch die Wände ein wichtiger Bestandteil der Gestaltung und des raum-akustischen Gesamtkonzepts“, erläutert der Bauleiter. Die Basis für die Wände bildete eine rückseitige Knaggenkonstruktion in Sandwichbauweise aus „Rigidur H“, darauf aufbauend eine Unterkonstruktion aus Schwingbügeln und „Rigips CW 50“-Profilen zur Aufnahme der Resonanzabsorber, die ebenfalls in Sandwichbauweise aus „Rigidur H“ und biegsamen „Glasroc F (Riflex)“-Platten in 6 mm Dicke gefertigt wurden. Der untere, von Anpralllasten beanspruchte Wandteil wurde mit einer doppelten Lage Hartgipsplatten („Rigips Die Harte“, 2 x 12,5mm) beplankt.
Die angrenzenden Bauteile wie Stützenverkleidungen und Garderoben wurden ebenfalls in Trockenbauweise ausgeführt. Die Rundungen, Nischen und Ablagen wurden mit gebogenen „Glasroc F (Riflex)“-Platten erstellt. Die dadurch entstehenden Anschlüsse der Decken an die vertikalen Bauteile wurden mit Schattenfugen ausgebildet.
Fotos: PHOTO GRAF, München
Der erste Eindruck entscheidet ... ... auch bei Theaterbesuchern. Und so setzt bereits das Foyer des Deutschen Theaters eindrucksvolle Akzente. Lichtkanäle und dreidimensional geschwungene Deckenelemente prägen auch hier das Raumgefüge. Alles in diesem Gebäudeteil scheint zu fließen: Die angrenzenden Bauteile wie Stützenverkleidungen und Garderoben wurden ebenfalls in Trockenbauweise ausgeführt. Die Rundungen, Nischen und Ablagen wurden mit gebogenen „Glasroc F (Riflex)“-Platten erstellt. „Die dadurch entstehenden Anschlüsse der Decken an die vertikalen Bauteile haben wir mit Schattenfugen ausgeführt, um die Decken weitestgehend zu entkoppeln und so einer Rissanfälligkeit der einzelnen, extrem geformten Teilflächen entgegen zu wirken. In eindrucksvoller Erinnerung geblieben ist mir auch die Oberflächenbehandlung der Wand- und Deckenflächen im Foyer. Anders als im großen Veranstaltungssaal wurden die Oberflächen hier weiß – teilweise mit Akustikputz – ausgeführt. Die Lichtkanäle können blaues, grünes, rotes oder weißes Licht erzeugen und sorgen damit für sehr unterschiedliche Raumstimmungen. Die Illumination des Raumes erfolgt größtenteils durch diese Lichtkanäle. Das bedeutet viel Streiflicht, das auf Wände und Decken fällt. Und so haben wir die Spachtelarbeiten immer wieder unterbrochen, um bei eingeschalteter Beleuchtung die bisher bearbeiten Oberflächen zu begutachten und etwaige Unebenheiten direkt zu beseitigen. In diesen Momenten wurde vielen in unserem Team vielleicht zum ersten Mal bewusst, welche Wirkung dieses neu geschaffene Gebäudeinnere auf die künftigen Besucher haben könnte.“
Die Meinung der Experten Die Leistungen der TM Ausbau GmbH überzeugten die Fachjury der Rigips Trophy 2013 I 2014 in jeder Hinsicht: Einstimmig lobten die Jurymitglieder die gestalterischen und technischen Leistungen des Trockenbauteams aus Puchheim. Form, Gestaltung und Farbe wurden äußerst homogen und stimmig umgesetzt und bilden einen interessanten Kontrast zur Fassade des Gebäudes, die in keiner Weise vermuten lässt, was den Besucher im Inneren erwartet. Doch nicht nur die sichtbaren Oberflächen, auch das technisch Anspruchsvolle im Verborgenen wurde von der Jury explizit ausgezeichnet. Ihr Votum: eine handwerkliche Leistung, die den Sieg in der Kategorie Trockenbau zweifelsfrei verdient hat. Ähnlich sah es die international besetzte Expertenjury der Saint-Gobain Gypsum International Trophy, die die TM Ausbau GmbH zum Sieger in der Kategorie „Plasterboard“ (Trockenbau) auch auf internationaler Ebene kürte. Mit knapp 100 Wettbewerbsbeiträgen aus 38 Teilnehmerländern fand dieser größte globale Trockenbauwettbewerb im Juni dieses Jahres in Berlin statt. |