Ein Gespräch der Vertreter von Gartenbau und Bund
Die aktuelle Lage ist für die meisten Branchen eine Herausforderung. Besonders aber für den Bau. Hier fehlen Materialien, Lieferketten sind gestört und die Energiezufuhr nicht gesichert. Auch Gartenbau benötigt in der aktuellen Situation politische Unterstützung. Das machte ZVG-Präsident Jürgen Mertz bei einem gemeinsamen Betriebsbesuch mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und dessen bayerischer Amtskollegin Michaela Kaniber noch einmal deutlich.
„Wir müssen den Gartenbau über den Winter bringen“, so die eindringliche Mahnung von Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), gegenüber Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Gemeinsam mit Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Ludwig Hartmann, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, besuchte Mertz am 17. Juli den nahe München gelegenen Gartenbau-Betrieb von ZVG-Vizepräsident Wilhelm Böck. Ebenfalls bei dem Ortstermin dabei waren der Vorsitzende der Bundesfachgruppe Gemüsebau, Christian Ufen sowie der Präsident des Bayerischen Gärtnerei-Verbands (BGV), Hermann Berchtenbreiter.
Was der Gartenbau leistet
„Der Gartenbau sorgt für eine gesunde und sichere Ernährung der Bevölkerung und mit seinen Produkten und Dienstleistungen auch für emotionalen Halt.“ Das habe nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, so Mertz in einem von Böcks Gewächshäusern, in denen unterschiedlichste Gemüsekulturen und -pflanzen angebaut werden. Diese Leistungen der gärtnerischen Betriebe seien jedoch in Anbetracht von deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreisen und vor allem der gegenwärtigen Unsicherheit bei der Energieversorgung bedroht, wie der ZVG-Präsident gegenüber den anwesenden Politikern deutlich machte. Die Produktion im Gartenbau könne nicht pausieren oder einfach angehalten werden, so Mertz, sondern es seien bereits jetzt Vorplanungen für das nächste Jahr nötig.
Unterstützung nötig
Entsprechend brauche der Gartenbau Unterstützung – dazu zähle auch die schnelle und unbürokratische Umsetzung der zugesagten Krisenmittel, und zwar für alle Gartenbau-Bereiche, wie Mertz bei dem Ortstermin nochmals betonte. Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dazu jüngst mitgeteilt hatte, sind die Ukraine-Hilfsmittel jedoch lediglich für Freilandgemüse-, Obst- und Weinbau-Betriebe sowie Hopfenanbauer und weitere landwirtschaftliche Betriebe der Viehhaltung vorgesehen. Auch ein weiteres Kleinbeihilfeprogramm des BMEL soll demnach Obst- und Gemüsebau-Betrieben mit geschützter Produktion, Kleinerzeugern und Betrieben bis ausschließlich zehn Hektar Ackerfläche sowie neugegründeten Betriebe, die für das Jahr 2021 keinen Antrag auf Direktzahlungen stellen konnten, vorbehalten bleiben.
„Gesundes Gemüse nachhaltig bei uns vor der Haustür produzieren, das hat einen hohen Wert!“, erklärte daraufhin Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Jetzt, wo der Krieg in der Ukraine auch den Gartenbau stark fordere, helfe die Bundesregierung deshalb dabei, „Notlagen schnell und unbürokratisch abzufedern. Dazu stehen uns für die Landwirtschaft 180 Millionen Euro zur Verfügung.“ Ihm sei jedoch ebenso wichtig, die Betriebe langfristig dabei zu unterstützen, klima- und umweltfreundlich zu produzieren. „Das tun wir beispielsweise mit unserem Programm für eine bessere Energieeffizienz im Gartenbau und den verschiedenen Projekten im Rahmen der Forschungsprogramme Gartenbau 4.0, nicht-chemischer Pflanzenschutz und urbaner Gartenbau. Und nicht zuletzt mit unseren vielen verschiedenen Initiativen im Rahmen der Torfminderungsstrategie“, so Özdemir.
Darauf erklärte Mertz, dass die gärtnerischen Betriebe bereits intensiv daran arbeiten würden, den Torfeinsatz zu reduzieren und auch die Düngung noch effizienter zu gestalten. Im integrierten Pflanzenschutz sei der Gartenbau auf tragfähige, wirksame Pflanzenschutzmittel angewiesen – trotz vieler Anstrengungen, beispielsweise mit dem enormen Einsatz von Nützlingen im Unterglasanbau, so der ZVG-Präsident.
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