Carpet Concept unterstützt die Sammlung des Britischen Museums in London mit der Schenkung eines Original DDR-Wandteppichs.
Alles begann mit einem kuriosen Fund in der Teppichboden-Manufaktur von Carpet Concept im thüringischen Münchenbernsdorf: 32 verschollene Wandteppiche aus DDR-Zeiten wurden wiederentdeckt und erstmals im Dezember 2016 im Aedes Architekturforum in Berlin gezeigt.
Die Geschichte der Teppiche und ihr Fund machten Furore und auch Hartwig Fischer, Direktor des Britischen Museums in London, wurde auf die Wandteppich-Originale aufmerksam. Sofort interessierte ihn das Stück DDR-Historie, das bislang noch wenig bekannt war für seine Sammlung in London. Thomas Trenkamp, geschäftsführender Gesellschafter von Carpet Concept und zugleich Aussteller und Finder der Wandteppiche, gab nun eines seiner begehrten Originale als Schenkung an das Britische Museum in London weiter. Das Motiv des 7. Oktobers – der Tag der Republik – soll Grundlage für eine neue, kunstgewerbliche Sammlung sein. Was die DDR-Teppiche für das Britische Königreich so interessant macht, erläutert Dr. Hartwig Fischer, Director of the British Museum in London, im Interview.
Dr. Hartwig Fischer, Director of the British Museum in London.
Portal British Museum in London.
Fotos: Trustees of the British Museum
Was macht die DDR-Wandteppiche für die Europa-Sammlung des Britischen Museums besonders interessant?
Hartwig Fischer: Das British Museum hat die Aufgabe, die Weltgeschichte darzustellen, und die DDR ist unzweifelhaft ein wichtiger Teil der europäischen Geschichte. Wir sind ausgesprochen dankbar für dieses großzügige Geschenk, das unsere Sammlung in diesem Bereich aufwerten wird.
Zwischen welchen Exponaten wird der DDR-Wandteppich hängen? Gibt es weitere, bezeichnende Exponate zur DDR-Geschichte im Museum?
Hartwig Fischer: Der Wandteppich wird Teil der Sammlungen der Britischen, Europäischen und Prähistorischen Abteilung sein, die unter anderem auch wichtige Stücke aus Deutschland, und auch Ostdeutschland umfassen, zum Beispiel Meißner Porzellan oder Glas aus Sachsen. Zudem besitzen wir eine graphische Sammlung mit Drucken und Gemälden deutscher Künstler (die in der DDR gelebt haben) sowie eine Münz- und Geldscheinsammlung aus kommunistischen Ländern.
Sie haben sich für den Teppich "7. Oktober 1949-1979" entschieden – warum gerade für dieses Motiv?
Hartwig Fischer: Wir hielten dieses Motiv für besonders repräsentativ für die Ideologie der DDR. Es handelt von Selbstbeschreibung und der Erschaffung einer spezifischen Geschichte und Tradition. Dieses Beispiel ist äußerst aufschlussreich und ermöglicht uns die Darstellung des DDR-Kapitels in der deutschen Geschichte.
Sie waren zuvor Leiter des Museum Folkwang und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und sind seit 2016 Direktor des British Museum in London ernannt. Spielt die kunstgewerbliche Geschichte der DDR in Ihrem Hause eine größer werdende Rolle?
Hartwig Fischer: Natürlich umfasst unsere Sammlung kunsthandwerkliche Beispiele, aber wir sind in erster Linie ein Museum der Weltkultur. Wir sammeln Objekte, die es uns ermöglichen, die Geschichten von Kulturen über die Jahrtausende hinweg zu erzählen, und dieses Beispiel ist als Ausgangspunkt für die Darstellung der Geschichte der DDR besonders geeignet. Unsere Exponate zur angewandten Kunst sind überwiegend jüngeren Datums, und wir haben nur wenige Stücke aus DDR-Zeiten. Folglich ist dieser Wandteppich eine wichtige Schenkung, auf der wir unsere kunstgewerbliche Sammlung aufbauen können.
DDR-Wandteppich »7. Oktobers – der Tag der Republik«.
Foto: HGEsch
32 Wandteppiche aus der DDR von 1955-1989 werden erstmals am 7.12.2016 in einer großen Ausstellung im Aedes Architekturforum in Berlin gezeigt. Sie waren gut verpackt. Zu gut, um direkt ins Auge zu fallen: 32 DDR-Staatsereignis-Teppiche wurden im thüringischen Münchenbernsdorf gewebt und nach 27 Jahren wieder zu Tage gefördert. Ein Stück DDR-Historie, das bislang noch wenig bekannt ist. Der Geschäftsführende Gesellschafter von Carpet Concept, Thomas Trenkamp, holte sie ans Licht. Die Wandteppiche erzählen von Kampf, Befreiung, Revolution und Sport. Ob mit Dampfschiff, Hammer und Sichel zum 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Oder mit dem gewebten Treptower Ehrenmal zum 30. Jahrestag der Befreiung. Andere von sportlichen Höhepunkten wie dem Deutschen Turn- und Sportfest Leipzig oder den Welt-Festspielen der Jugend in Berlin 1973. Unikate, die hohe Kunstfertigkeit und webtechnische Qualität widerspiegeln.
Die Ausstellungseröffnung findet am 7.12.2016 im Aedes Architekturforum in Berlin statt.
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