Die Bauindustrie in Ostdeutschland leidet zunehmend unter Bürokratie. Das aktuelle Schwarzbuch des Bauindustrieverbandes Ost zeigt eindringlich, wie dringend die Entlastung der Branche nötig ist.
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Bürokratie als Hindernis bei Ausschreibungen
Immer mehr Bauunternehmen in Ostdeutschland verzichten aufgrund der wachsenden Bürokratie auf die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen. Laut einer Umfrage des Bauindustrieverbandes Ost (BIVO) gaben 60 Prozent der befragten Firmen an, dass sie sich wegen des hohen Verwaltungsaufwands nicht an Ausschreibungen beteiligten. Angesichts des Wohnraummangels und des Sanierungsbedarfs in der Infrastruktur ist diese Entwicklung alarmierend. BIVO-Hauptgeschäftsführer Robert Momberg warnt: „Die Bürokratie blockiert nicht nur Projekte, sondern ungenutzte Baukapazitäten verschärfen die Krise.“
Deutlicher Anstieg der Bürokratiebelastung
In den letzten fünf Jahren hat die Belastung durch Bürokratie weiter zugenommen. Laut Umfrage bestätigten 93 Prozent der Bauunternehmen, dass sich der bürokratische Aufwand seit 2018 spürbar erhöht hat. Bemerkenswert ist, dass kein einziges Unternehmen eine Reduzierung der Bürokratie wahrgenommen hat – ein klares Signal, dass sich die bürokratischen Hürden weiter verschärfen und den Fortschritt der Bauprojekte massiv behindern.
Explodierende Kosten durch Bürokratie
Der sogenannte Erfüllungsaufwand, also die Kosten, die Bauunternehmen zur Erfüllung der bürokratischen Anforderungen tragen müssen, belief sich im vergangenen Jahr auf 3,5 Milliarden Euro. Diese hohen Kosten verlangsamen die Bauprojekte und treiben die Baupreise in die Höhe. Robert Momberg kritisiert, dass Bürokratie die eigentlichen Bauaktivitäten zunehmend behindert und den Fortschritt bei Wohnungsbau und Infrastrukturentwicklung erheblich hemmt.
BIVO fordert weniger Bürokratie und mehr Effizienz
Bereits 2018 stellte der Bauindustrieverband Ost unter dem Motto „3V – Verringern, Vereinfachen, Vernetzen“ Maßnahmen vor, um die Bürokratie zu reduzieren. Dazu gehören die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, die Bereitstellung digitaler Informationen und die Vereinheitlichung von Regelungen auf EU-Ebene. Insbesondere die Digitalisierung in den Behörden wird als entscheidender Schritt zur Effizienzsteigerung betont.
Politische Maßnahmen bleiben unzureichend
Trotz zahlreicher politischer Versprechungen und Maßnahmen wie Bürokratieentlastungsgesetzen zeigt das aktuelle Schwarzbuch, dass sich in der Praxis wenig geändert hat. Die Zahl der Vorschriften und die Kosten ihrer Umsetzung steigen weiter an. „Die notwendigen Schritte zum Bürokratieabbau sind seit Langem bekannt, doch an der Umsetzung mangelt es“, kritisiert Momberg scharf.
Der Bauindustrieverband Ost als Interessenvertreter
Der Bauindustrieverband Ost vertritt rund 260 Bauunternehmen mit etwa 20.000 Beschäftigten in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Mit dem Schwarzbuch will der Verband auf die dringende Notwendigkeit einer Bürokratieentlastung hinweisen. Ohne schnelle Lösungen sieht sich die Bauwirtschaft vor massiven Herausforderungen, die den dringend benötigten Wohnungsbau und die Modernisierung der Infrastruktur gefährden. |