Nordrhein-Westfalens marode Brücken bremsen die Wirtschaft aus. IHK NRW und Unternehmen fordern schnelle Reformen bei Planung, Genehmigung und Bau.

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Brücken in alarmierendem Zustand
Nordrhein-Westfalen steht im bundesweiten Vergleich bei der Brückensubstanz besonders schlecht da. Laut dem aktuellen „Brückenmonitor“ der IHK NRW und der RWTH Aachen sind rund 30 Prozent der Autobahnbrücken in einem kritischen Zustand. Im Gegensatz dazu sind es in Bayern weniger als zehn Prozent. Besonders brisant: In NRW müssen über 600 Brücken mehr instand gesetzt werden als in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen.
Wirtschaft warnt vor hohen Folgekosten
Die marode Infrastruktur belastet nicht nur den Verkehrsfluss, sondern auch die Wirtschaft massiv. Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke hat bereits einen volkswirtschaftlichen Schaden von rund 1,8 Milliarden Euro verursacht. IHK-Präsident Ralf Stoffels kritisiert insbesondere die langen Genehmigungszeiten – allein für die Sprengung der Brücke habe man 18 Monate gebraucht. Hinzu kommt, dass Umleitungen auf stark beanspruchte Landesstraßen ausweichen müssen. Rund 250 Kilometer dieser Ausweichrouten zeigen mittlerweile deutliche Schäden.
Unternehmen zunehmend betroffen
Laut einer aktuellen Umfrage berichten 79 Prozent der Unternehmen in NRW von spürbaren Beeinträchtigungen durch kaputte Brücken – ein deutlicher Anstieg gegenüber 59 Prozent im Jahr 2013. Insgesamt gelten 2.440 Autobahnbrücken in NRW als dringend sanierungsbedürftig.
IHK fordert Task-Force für Brückensanierung
Angesichts der dramatischen Zahlen fordert die IHK NRW schnelles Handeln. Eine zentrale Forderung ist die Einrichtung einer „Brücken-Task-Force“, die Planungs- und Genehmigungsprozesse deutlich beschleunigen soll. Zudem brauche es ein optimiertes Brückenmanagement, um Engpässe vorausschauend zu identifizieren und schneller zu beheben.
Politischer Streit um Verantwortlichkeiten
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) räumt zwar Nachholbedarf ein, verweist aber auf die Verantwortung des Bundes für die Autobahninfrastruktur. Er fordert eine verlässliche, langfristige Finanzierung. Die FDP hingegen macht das Landesverkehrsministerium für die schleppende Umsetzung verantwortlich und kritisiert vor allem die komplizierten Genehmigungsprozesse.
Andere Bundesländer als Vorbilder
Während NRW mit Bauverzögerungen kämpft, zeigen andere Bundesländer, dass es schneller geht. Laut IHK-Verkehrsexperte Ocke Hamann könnten Projekte effizienter umgesetzt werden – wenn man etwa Vergabeverfahren bündele und Brücken als Gesamtbauwerk ausschreibe, statt sie gewerkweise zu vergeben. Länder wie Italien und die Niederlande seien hier deutlich effizienter. In NRW dagegen hätten sich Bauzeiten zuletzt um 20 Prozent verlängert – nicht zuletzt wegen ungenutzter Fördermittel und gestiegener Baukosten.
Reformen in Vergabe und Planung notwendig
Die Wirtschaft drängt auf ein Umdenken in der Planung und Vergabe. Der Vorschlag: Brückenbauprojekte sollten vollständig – von Planung über Bau bis Inbetriebnahme – aus einer Hand vergeben werden. Nur so ließen sich Verzögerungen minimieren und die dringend benötigte Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur beschleunigen. Angesichts von Neubaukosten von bis zu einer Milliarde Euro pro Rheinbrücke sei schnelles Handeln alternativlos. |