Der Baden-Württembergische Handwerkstag, der die Bildungsplanreform 2016 seit Anbeginn begleitet, begrüßt die heute besprochenen neuen Inhalte der Bildungspläne. „Für meinen Geschmack findet jedoch die Digitalisierung der Arbeitswelt zu wenig Niederschlag“, urteilt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
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Insbesondere vom neuen Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung sowie der neuen Leitperspektive Berufliche Orientierung erwartet sich Reichhold einiges: „Die Lehrkräfte müssen ihren Schülern zeigen, welche Vielfalt von Berufen es gibt und welche tollen Karriereperspektiven das Handwerk bietet“. Auch begrüßt das Handwerk das sogenannte binnendifferenzierte Lernen, wodurch insbesondere die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung oder Migrationshintergrund an allgemeinbildenden Schulen erleichtert wird. „In Zukunft kann das Handwerk aufgrund des Fachkräftemangels auf diese Gruppen nicht verzichten. Eine solide Schulbildung ist wichtige Voraussetzung, um sie erfolgreich in Ausbildung zu integrieren“, so Präsident Reichhold.
Allerdings greifen die vorliegenden Arbeitsfassungen der Bildungspläne aus Sicht des Handwerks noch zu wenig Fragen der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt auf. Sie geben keine ausreichende Antwort auf die Anforderungen der Industrie 4.0. „Wissen veraltet immer schneller. Da ist es gut, innezuhalten und zu überlegen, über welche Kompetenzen ein Berufsanfänger im Jahr 2023 verfügen muss“, so Reichhold. Diese Frage müsse in der nun beginnenden Anhörung beantwortet werden. Neben Fähigkeiten zum interdisziplinären Denken und eigenverantwortlichen Handeln müsse im neuen Bildungsplan aus Sicht des Handwerks vor allem die informationstechnische Grundbildung gestärkt werden. „Ein eigenes EDV-Fach braucht es hierfür allerdings nicht“, ist sich Reichhold sicher.
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