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Beschaffung 2013: Thesen und Trends

12.11.2012

Eine schwächelnde und sich ungleichmäßig entwickelnde Weltwirtschaft, volatiler werdende Märkte, drohende Rohstoffklemmen sowie die weiter ungelöste Euro-Krise stellen die Beschaffungsabteilungen in den Unternehmen vor völlig neue Herausforderungen. „Souverän agieren“ ist deshalb das Gebot der Stunde und gleichzeitig Motto des 47. Symposiums Einkauf und Logistik in Berlin. 2.200 Einkaufsmanager diskutieren vom 7. bis 11. November aktuelle Thesen und Trends in der industriellen Beschaffung. Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), stellte auf einer Pressekonferenz die wichtigsten Inhalte näher vor:

Konjunktur.
Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) zeigt: Die deutsche Wirtschaft hat sich 2012 erfolgreich gegen die Euro-Krise gestemmt. In vielen Unternehmen sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt, etwa in den Branchen Maschinenbau und Automotive. Allerdings mehren sich die Anzeichen für einen Abschwung. Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2007-2009 hat gezeigt, dass damals viele deutsche Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht haben. Der Einkauf leistete vielfach einen entscheidenden Wertbeitrag zum Kostenmanagement. In den nächsten Monaten steht die Beschaffung vor neuen Herausforderungen: „Souverän agieren“ lautet das Gebot der Stunde. Wer erst in der Rezession reagiert, handelt fahrlässig. Es gilt, schon heute mögliche Krisenszenarien durchzuspielen, weitere Einsparpotenziale zu sichten und Lieferantennetzwerke auf ihre Belastungsfähigkeit hin zu prüfen. Zudem werden Lieferanten in vielen Unternehmen einen höheren Wertbeitrag leisten müssen.

Internationalisierung.
Gewinnt weiter an Bedeutung, insbesondere für den noch zögerlichen Mittelstand. Wer auf internationalen Märkten die für das eigene Unternehmen besten Preise und Lieferanten identifizieren kann, sichert auch Arbeitsplätze in Deutschland. Einkäufer müssen sich dafür zielgerichtet Know-how in Sachen Auslandsmärkte aneignen. Große und auslandserfahrene Unternehmen forcieren ihre Geschäftsaktivitäten. Nicht immer geht es um niedrigere Preise. Viele Unternehmen setzen auf wachsende Absatzmärkte im Ausland. Sie haben Produktionsstätten oder Vertriebseinheiten und sourcen darum auch lokal. Für andere ist der Zugang zu neuen Technologien und Innovationen ein wesentlicher Motivationsgrund, um beispielsweise auf bestimmten asiatischen Märkten präsent zu sein. Der BME unterstützt Einkäufer bei ihren Auslandsaktivitäten. Gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftministerium und dem Bundeskanzleramt wurden in diesem Jahr die Bereiche Beschaffung und Absatz in Portugal und Spanien zusammengebracht. Die Türkei wird folgen. Matchmakings (im ersten Schritt das Erheben von Bedarfen und Angeboten, im zweiten Schritt die konkrete Zusammenführung beider Seiten) helfen sowohl Einkäufern als auch den Lieferanten/Anbietern, schnell ins Geschäft zu kommen. Das hat auch die Politik erkannt.

Volatile Rohstoffmärkte.
Gehören 2012 zum Alltag der Einkäufer. Zwar haben sich die meisten Rohstoffpreise gegenüber dem Vorjahr zum Teil deutlich verbilligt, dennoch bewegen sie sich weiter auf hohem Niveau. Das Tagesgeschäft ist immer wieder durch extreme Schwankungsbreiten gekennzeichnet. Die Anforderungen an Rohstoffeinkäufer sind in den vergangenen fünf Jahren extrem gestiegen. Nur Einkäufer zu sein, reicht heute nicht mehr aus. Zunehmend sind auch Expertenwissen und Managerqualitäten gefragt: Es gilt für den Einkäufer, den „richtigen“ Kaufzeitpunkt zu identifizieren. Er muss Langfristverträge mit seinen Lieferanten schließen und einschätzen, ob Finanzierungsinstrumente wie Hedging zur Preisabsicherung in Frage kommen. Der „Einkäufer neuen Typs“ hat den Marktverlauf permanent zu beobachten – und das täglich. Nur so kann er angesichts extremer Kursausschläge schnell reagieren. Angesichts dieser Fülle an Aufgaben suchen viele Unternehmen derzeit händeringend nach geeignetem Personal.

Auswege aus der Rohstoffklemme.
Politische Krisen in wichtigen Förderländern, das bewusste Zurückhalten strategischer Metalle wie Seltene Erden und die teilweise rapide Verknappung industriell genutzter Bodenschätze fordern den Einkauf heraus. Alternative Beschaffungsquellen sowie Substitution und Recycling rücken deshalb stärker in den Fokus der Beschaffung. Ein Beispiel: Inwieweit lassen sich Seltene Erden durch alternative Materialien gleichwertig ersetzen? Unternehmen, die ihre Stoffkreisläufe besser schließen, können den teuren Rohstoffeinkauf entlasten. Substitution kann einen weiteren Ausweg aus der Versorgungsklemme bedeuten. Allerdings sind diese Prozesse technisch aufwendig und kostenintensiv. Beschaffung, Forschung und Entwicklung müssen hierbei auf die Unternehmensleitung einwirken.

Neue Anforderung an die Handelnden.
Ein Chief Procurement Officer (CPO) braucht weitreichende Expertise in Sachen weltweite Märkte, Preise, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen in der Supply Chain. Er muss mit der Geschäftsführung oder mit dem Chief Financial Officer (CFO) auf Augenhöhe diskutieren. Diese besondere Expertise geht weit über das Standardrepertoire eines Einkaufsleiters hinaus. Themen wie Steuerung und Finanzierung der Supply Chain, das Verstehen von Marktvolatilitäten, die Kenntnis von Länderpolitik und -risiken, die Wahl weltweiter neuer Standorte, die Einordnung von Steuer- und Rechtspolitik noch fremder Beschaffungsregionen und generelle Auswirkungen auf den Cash-flow stellen hohe Anforderungen an die Beschaffung. Der CPO muss Expertenteams bilden, um diesen wachsenden Anforderungen gerecht werden zu können. Intelligentes Personalmanagement ist darum künftig eine der dringlichsten Aufgaben in den Unternehmen. Der BME wird diese notwendige Qualifizierungsoffensive durch nationale und internationale Maßnahmen vorantreiben.

 

  Quelle: www.bme.de


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