Ohne dieses Detail wäre die Konzertakustik der Elbphilharmonie nicht so „glasklar“ und „knusprig“
Neues Wahrzeichen Hamburgs: die Elbphilharmonie (Dez. 2016).
Foto: © Thies Rätzke
von Dagmar Ruhnau Seit Mitte Januar 2017 kann sich endlich jeder von der vielgerühmten Akustik des Großen Konzertsaals in der Hamburger Elbphilharmonie überzeugen – sofern er eine Karte ergattern kann, natürlich. Der Akustiker und Perfektionist Yasuhisa Toyota forderte von allen Beteiligten Höchstleistungen. Mittendrin: ein Anwendungstechniker von tremco illbruck, der mit seinem privaten Hintergrund als Musiker einen ganz eigenen Blick auf die Fugen warf.
Das Sinnbild des Großen Konzertsaals: die „weiße Haut“, die für die glasklare Akustik verantwortlich ist.
Foto: © Michael Zapf
„Glasklar“, „imperial“, „knusprig“ – so wurde die Akustik von jenen beschrieben, die das Glück hatten, bei den ersten Konzerten in der Elbphilharmonie im Januar 2017 dabei zu sein. Mit höchster Spannung hatte das internationale Konzertpublikum diesen Tag erwartet, und mit höchster Präzision hat HOCHTIEF unterstützt durch tremco illbruck an der Realisierung der Vorstellungen des japanischen Weltklasse-Akustikers Toyota gearbeitet.
Akustiker und Perfektionist Yasuhisa Toyota.
Foto: © Bertold Fabricius
Kernstück ist die sogenannte weiße Haut des Großen Konzertsaals, die mit rund 10.000 individuell gefrästen Gipsfaserplatten den Schall sauber hörbar bis auf den letzten Sitz trägt. Keins der Berg-und-Tal-Muster auf der Oberfläche wiederholt sich, und mit einer Rohdichte von 1.500 kg/m³ sind die Werkstoffplatten fast so schwer wie Beton – kein auch noch so klanggewaltiges Stück darf die Saalbekleidung in Resonanz versetzen. Integraler Teil des ganzen Systems sind die Fugen zwischen den Platten.
15 Kilometer Fugen „Wie wollen Sie die Fugen schließen?“, ist eine Standardfrage am Bau. Im Zusammenhang mit der Bekleidung des Großen Konzertsaals und der beabsichtigten akustischen Wirkung hatte sie aber besondere Bedeutung. Nicht weniger als 15 km Fugen kommen zwischen den Platten der Bekleidung zusammen.
Weiße Hautdecke.
Foto: © Oliver Heissner
Für Frank Unglaub von tremco illbruck, von dem Generalunternehmer HOCHTIEF und dessen Nachunternehmer, der Firma Peuckert um Beratung gebeten, stand die akustische Wirkung der Abdichtung von Anfang an gleichberechtigt im Raum. Denn ohne perfekte Abdichtung der Fugen würde der Schall ungehindert hinter die Bekleidung gelangen und von dort, unkontrollierbar reflektiert, wieder in den Saal zurückstrahlen. Mehr noch als in energetischen und klimatischen Zusammenhängen ist hier die Fuge ein kleines Detail mit großer Wirkung.
Geradlinige Fugen – komplexe Anforderungen HOCHTIEF beabsichtigte den akustischen Abdichtungsaufbau in zwei Ebenen auszuführen: eine Kombination aus Dichtband und Dichtstoff. Die erste Abdichtungsebene sollte auf Vorschlag des Anwendungstechnikers von tremco illbruck das Premium-Dichtungsband aus dem tremco illbruck-Sortiment, illbruck TP600 illmod 600 übernehmen, das sich durch die Kombination zahlreicher, nachgewiesen herausragender Eigenschaften auszeichnet. Das Band ist vor allem für seine dauerhafte perfekte Abdichtung bei gleichzeitiger Dampfdiffusionsoffenheit bekannt, nachgewiesen in einem über 20-jährigen Härtetest.
Großer Saal, Weiße Haut.
Foto: © Maxim Schulz
Hier waren allerdings zwei weitere Eigenschaften ausschlaggebend: hohes Raumgewicht für optimalen Schallschutz und Schwerentflammbarkeit (B1), auf die es wie bei den Werkstoffplatten auch in der Fuge ankommt. Darüber hinaus passt sich das Band lückenlos an schwankende Fugenbreiten an. Dies ist besonders an den Verbindungsstellen wichtig, wo die Platten ausgenommen sind und damit noch breitere Fugen aufweisen. Wie zwischen den Platten übernimmt das offenzellige Schaumstoffband auch hier eine saubere akustische Entkoppelung der einzelnen Elemente voneinander und sorgt zusätzlich für Schalldämpfung.
Mehr Kunst als Technik: die Anmutung der Akustikbekleidung aus der Nähe.
„Diese Lösung traf genau unsere Bedürfnisse“, kommentiert Lutz Hiltmann von Generalunternehmer Hochtief im Rückblick: „eine Fugenabdichtung, die die komplexen Funktionen der weißen Haut perfekt ergänzt und weiterführt.“
Zurückhaltende aber effektvolle Technik: Das Premium-Abdichtungsband illbruck TP600 illmod 600 ergänzt durch hohes Raumgewicht und Schwer-entflammbarkeit perfekt die akustische Wirkung der schweren, individuell gefrästen Werkstoffplatten.
Für die zweite Abdichtungsebene wurde eine Silikonierung gewählt, die schwer entflammbar und mit ebenfalls hohem Raumgewicht das Band TP600 perfekt ergänzt. Mit dem Ergebnis ist man bei tremco illbruck sehr zufrieden: „Wir haben HOCHTIEF bei der Entwicklung und Ausführung bestmöglich unterstützt – und die Akustik ist wie gewünscht ‚glasklar und knusprig‘.“
An den Plattenstößen mussten die Platten einseitig ausgenommen werden. Das offenzellige Schaumstoffband illbruck TP600 illmod 600 schmiegt sich auch hier lückenlos an und sorgt für akustische Dämpfung und Entkopplung.
Fotos: tremco illbruck, Köln |