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»BIM ist die Spitze des Eisbergs«

02.09.2019

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Foto: www.swissbau.ch

Swissbau BIM (Building Information Modeling) ist in aller Munde und wird auch an der nächsten Swissbau vom 14. bis 18. Januar 2020 ein großes Thema sein. Am 14. November findet im SwissTech Convention Center in Lausanne die Conférence BIM 2019 statt, organisiert von Bauen digital Schweiz und dem CRB. Bernd Domer, Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz und BIM-Experte spricht im Interview über die aktuellen Trends der Digitalisierung in der Baubranche.

Herr Domer, wo spüren Organisationen und Unternehmen die digitale Transformation am deutlichsten?
Bernd Domer: Sicher sobald sie sich mit der Integration der BIM-Methode in ihre internen Abläufe beschäftigen. Ziemlich alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette des Bauens haben erkannt, dass die Digitalisierung des Bauwesens keine Eintagsfliege ist.

BIM ist allerdings nur der sichtbarste Teil davon, die »Spitze des Eisbergs«. Dazu gehören, unter anderem, numerische Prüfungsverfahren zur Qualitätssicherung in der Planung und Ausführung, die digitale Vorfertigung von Bauelementen, „gedruckte“ Bauteile oder auch eine intelligente Maschinensteuerung auf der Baustelle.

Wie verändert BIM Unternehmen?
Damit die Unternehmen von den Vorteilen des BIM profitieren können, müssen sie ihre internen und externen Abläufe genauestens analysieren und an einen digitalen Informationsaustausch anpassen. Dies stellt bestehende Organisationsstrukturen und Abläufe in Frage. Auch die Berufsbilder werden sich ändern: Hier übernimmt entweder der Bauzeichner mehr Aufgaben des Ingenieurs oder umgekehrt. Alles in allem geht es um tiefgreifende Veränderungen.

Welche Hürden hat BIM zu überwinden?
Eine solch umwälzende Technologie erzeugt Ängste. Zum einen sind Unternehmen und deren Angestellte herausgefordert, neue Dinge zu lernen und sich einem veränderten Umfeld anzupassen. Dies ist in einem hektischen Projektalltag herausfordernd. Zum anderen ist es für die Unternehmen schwer abzuschätzen, wie viel sie von ihrem internen Know-how durch einen digitalen Datenaustausch ungewollt an andere weitergeben. Sie haben Angst, zu transparent zu sein und schlimmstenfalls ihren Wissensvorsprung zu verlieren.

Wo sehen Sie die größten Chancen von BIM?
Diese sind zahlreich, zu nennen wäre zum Beispiel die Verbesserung der Ausführungsplanung. Dadurch gibt es weniger Missverständnisse auf der Baustelle. Kein Handwerker hat Freude daran, seine Arbeit mehrfach zu erledigen, nur weil Planungsfehler bei anderen Gewerken dies erforderlich machen. Dann gibt es Projekte, wie „Vortex“ in Lausanne, welche wegen ihrer herausfordernden Geometrie und eines sehr „sportlichen“ Bauzeitenplans ohne BIM nicht unter den vom Auftraggeber geforderten Randbedingungen auszuführen gewesen wären. Zudem ermöglicht BIM, dass vielleicht einmal Betriebsunterlagen in einer verwertbaren Form an den Auftraggeber übergeben werden.

Welche Themen der digitalen Transformation stehen bis 2020 im Fokus?
Meiner Meinung nach sind all diejenigen, welche in der Aus- und Weiterbildung von Baufachleuten tätig sind, in der Pflicht: Wissen hilft, Barrieren abzubauen, Ängste zu nehmen und die Zukunft zu gestalten. Ein gemeinsames Verständnis, wie Leistungen im Zuge einer digitalen Projektbearbeitung zu erbringen sind, ist ebenfalls wichtig. Die Stärke der Honorar- und Leistungsordnungen – SIA 102, 103, 108, etc. – oder der SIA 118 besteht darin, dass sich alle darin zurechtfinden. Ein erster Schritt wurde bereits mit den Veröffentlichungen von Bauen digital Schweiz, der SIA 2051 (Grundlagen zur Anwendung der BIM Methode) und den darauf aufbauenden Dokumentationen getan.

Das „heißeste“ Thema ist zurzeit die Integration von geografischen Informationssystemen mit BIM Modellen und die Erweiterung des BIM auf Bauwerke des Infrastrukturbaus.

Im Jahr 2022 findet die übernächste Swissbau statt. Was denken Sie, wird sich in Sachen BIM bis dahin viel getan haben?
Selbstverständlich, es wäre dramatisch, wenn bis dort nichts passiert wäre. Davon ist allerdings nicht auszugehen. Der Zug wird bis dahin in voller Fahrt sein, und man wird sich bereits mit der Optimierung der Methode beschäftigen.

Inwiefern beeinflussen die Entwicklungen in Frankreich oder Deutschland die Entwicklung in der Schweiz?
Der jeweilige Sprachraum wird natürlich von den Entwicklungen in den Nachbarländern beeinflusst – so sind in der Romandie Experten aus Frankreich und in der Deutschschweiz Experten aus Deutschland tätig. Ein Zwang, öffentliche Aufträge mit BIM auszuschreiben, gibt es meines Wissens weder in einer EU-Richtlinie noch in Frankreich. Dort hat man sich dafür entschieden, die Anwendung von BIM gesetzlich zu legitimieren und die Unternehmen durch Förderprogramme zu motivieren. Ich denke nicht, dass es in der Schweiz eine Verpflichtung geben wird, öffentliche Aufträge mit BIM abzuwickeln, allerdings wird der Markt dies recht kurzfristig regeln. Die SBB als einer der großen öffentlichen Auftraggeber hat begonnen, BIM systematisch zu fordern. In den Kantonen werden auch bereits Pilotprojekte mit BIM ausgeschrieben.

Wie können sich kleinere Planungsbüros, Architekten und weitere Zulieferanten entlang dem Life Cycle einer Immobilie positionieren?
Wie jeder andere Wettbewerber, müssen sich auch kleinere Firmen dem Marktgeschehen anpassen. Man sollte aufhören, darüber zu diskutieren, ob BIM Autorentools nur ab einer bestimmten Projektgröße Sinn machen.

  Quelle: www.swissbau.ch


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